Wannenrobinsonade

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Wannenrobinsonade

Wannenrobinsonade

FraDiavolo

In dicken Schnüren rinnt der Sommerregen hernieder, längst sammeln sich zwischen den Steinen Pfützen. Unter unseren Tritten wird das Geläuf zum Schlick, zum Verschling. Du und ich sind anders als die meisten; wenn starke Regengüsse (>Regenküsse!<) die Wohlstandsverzärtelten Reißaus nehmen lässt, zieht es uns erst recht ins Freie. Das heftigste Ungewitter haben wir abgewartet, Blitz und Donner sich entladen lassen - den Wolkenbruch klempnert es nicht. Kein Abregnen, vielmehr strotzende Naturgewalt: Vorgeschmack von Sintflut. Wie ausgewaschen die sonst farbschillernde Vegetation, schier als nachtwanderten wir. Über den baumbestandenen Weg geht der vom Wetterwüten gespeiste Wind, zaust das klitschige Laub … und dort auf der Lichtung - nah der Stelle, wo ein mit Kies zugeschüttetes Gleis der stillgelegten Industriebahn inmitten begrünter Landschaft abschließt - steht sie schon seit gestern wie gestrandet; mir nichts dir nichts in die Umwelt entsorgt, vielleicht weil sie noch keinen Rost ansetzt, wenig Spuren von Abnutzung aufweist, selbst die Emaille ist mir bei Tageslicht vollends erhalten erschienen. Sie beglaubigt die oftmals in Zweifel gezogene Niederschlagsmenge (wenn es soundsoviel Liter auf einen Quadratmeter heißt): die zu dreiviertel gefüllte Badewanne.

Wie das kalte Nass aufspritzt, als wir uns mit Todesverachtung hineinstürzen, du auf der einen, ich der anderen Seite. Etliche Brecher rollen über jenes vollgelaufene, tiefbodige Quasi-Dingi hinweg, lassen es nur so überfließen. Dienlich der Umstand, dass unsere benässte Kleidung zumindest vor Flutungen sicher auf des nächsten Baumes Astgabel ruht (ein übermütiger Kiekser deiner, und in einem Hui - rumpelstilzchenhaft ums Geäst dopsend, dabei alles ablegend – haben wir Bloßhäutigkeit aufgetragen). Der Duft von Maronen, Moos, aufgeweichter Erde weht mich an ... und als Herznote aller beider Menschen Nacktheit.

Dein buchtenreicher Körper ein Archipel, deine vielen Zentimeter weibliche Brust ragen wie Eilande aus dem Wasser. Ich taufe meinen Zeigefinger Robinson, er kräuselt die See hin zu den Zwillingsinseln. Erste Landnahme, im Namen der Admiralität nimmt er dich in Besitz! Umtippelt erkundend die Strände, bis ihn eine auflandige Brise erwischt (dein Windmacher-Pustemund!), und flink rettet er sich vorm anströmenden Wellengang auf deinen ausgeprägten Warzenhof. Dass er dessen fibrösen Saum nachzeichnet – davon bekommst du Oberwasser, erhöhst mittels pressender Hände Hub die Insel. Der regengepeitschte, sich halberfroren aufgestellt habende Nippel mutet Robinson wie eine Kokospalme an, selbige erklimmen. Alsbald komplettiert ein von dir ausgesandter rosigfingerner Freitag die Szenerie, und die meinige Gliedmaße umringend, hat es sich was mit der paradiesisch-idyllischen Einsiedelei …! Letztlich bricht ein Fingerhakeln an, welches uns in Wannenmitte (>mittschiffs!?<) aufknien lässt. Brust an Brust küssen wir einander unter dem pladdernden Niederschlag klammer und klammernder denn je. >Spür, wie ich erigiere! Greif mit Daumen und Mittelfinger meine Erektion ab!<

Du - nur scheinfromm!? - gleitest wieder zurück, ich folge deinem Beispiel. Mein >Nönnchen< zieht die Beine etwas an, beugt sie dann zu mir durch und schafft mit den Füßen ein Dach um meinen Penis, baut es enger. Ebenjenes Treibgut gerät wie zwischen die Bugpartien zweier Dschunken - oder soll ich sagen, du befischest die See? Ein fängiger Fisch, der in deinem Netz hechtartige Ausmaße annimmt. Mehr noch ist mir, als durchlief mein Geschlechtsteil solche holzkugeligen Fußsohlenmassageroller, wie du sie daheim besitzt, rollierst mich. Vollfrau, die du bist, hast du mich in der Vergangenheit bereits mit deinen Händen, deinem Mund, deiner Scheide, deinem Hintern und sogar deinen Brüsten zur Ejakulation getrieben, und nun neuerungssüchtig willst du es per Pedes? Weißt genau, was du tust, tue es nicht mehr allzu lang; längerenfalls platschte ich den laichigen Ausstoß zum Wannengrund, beginge (übertrieben gesagt) in Tatmehrheit mit der potentiellen Erregung öffentlichen Ärgernisses >biologische< Umweltverschmutzung. Mitnichten der richtige Bestimmungsort, deine Schleimhäute wären es! Wann endlich stellst du das Füßeln ein, soll der säuberliche Grat deiner pedikürten Nägel tatsächlich nicht einziges Zehenweiß bleiben?! Ich wähne mich schon Voraussegler in den Orgasmus – mit einem Mal, einem Gezeitenwechsel gleich, gebietest du dem Einhalt. Wieviel besser du die Besatzung in der Hand hast, du Herrscherin über die sieben Weltmeere!

Bootest dich Sekunden darauf aus, hievst dich kraft einer exhibitionistischen Ader rückan mit weiten Armen und Beinen auf die metallkühle Wannenumrandung, Vierfüßler verkehrt herum. Ein dem Wasser entschwebter topplastiger Brückenschlag, zur Sehenswürdigkeit tätowierter Seemänner dahingegossen, Lookalike-Loreley! Deine schüttere, gleichviel nasszottige Schambehaarung … und wie erbrochen du bist, kreisrund aufgetan. Wir zwei haben fundierte Kenntnis, wie liebend gern du geleckt wirst und ich dich lecke. Mein Mund säumt nicht, dich lebende Bronze, nein, Galionsfigur zu unterfahren. In deinem Schoße lerne ich mit der Zunge die Uhr: einmal langsamer Stundenzeiger, eiliger Minutenzeiger, rasender Sekundenzeiger. Schmeckst salziger als das Salz der See und wirkst bei all den Schmeckungen so sehr der Ausbeutung lohnend wie ein in den Fels gesprengter Stollen mit unerschöpflicher Silbermine.

Nichtsdestotrotz hebst du im Moment äußersten Ausgebeutetwerdens die liebedienernde Muschilecktafel auf: „Lass das, ich hass das!“ Gibst mit feisten Schmolllippen der Selbstgenügsamkeit Raum, indem du dein triefendes Geschlecht zu massieren beginnst. Zunächst Lockerungsübungen, ehe deine beflissene Rechte die Luft aus der Scheide lässt. Stößelst mit einer fortschreitenden Rhythmisierung, einer Kadenz wie die Göttin der Handsamkeit. Dich dabei halb eindrehend, dennoch lichtet und setzt sich der inwärtige Anker derart kantenrein neu! Verordnest dir droben eine Schwitzkur: Mischströme aus Regen, Schweiß, Sekret mäandern abwärts, und jetzt reckst du das Haupt gen kübelnden Himmel, als wolltest du infolge einer Zwangsvorstellung einem auf uns angesetzten Spionagesatelliten zublinzeln. Oder als seien - nur für deine Ohren hörbar - die unbekannten Lebensformen lichtjahrmillionenferner Galaxien mit durchschallenden Jubelstimmen begabt. Deine Hüften brechen in ekstatischem Hulatanz aus. Deine Brüste gehen geschmeidig jede Bewegung mit, gewiegt wie Getreide unter Deck eines schiffbrüchigen Frachters; obzwar sie zu Peripherien des genitalen Heimathafens verkommen sind, wuchern deine Pfunde mit sich. All dies während du dich einhändig, zweifüßig am Rand festkrallst, ein Balanceakt, der an Waghalsigkeit nicht gering ist. Freilich keine Süßwasserfahrensfrau, die oben navigierend sich in Fluss bringt. O stolze Kapitänin (du siehst ein bisschen wie die Seeräuberin Anne Bonny in bildschön aus), kentere nicht! Glaub mir, mein auf und nieder blähendes Zungensegel hielte dich sorgsam im Gleichgewicht, das sprichwörtliche Zünglein an der Waage. Ach, hinderte mich dein Medusenblick nur nicht!

Wie entbehrlich ich mich wahrnehme, da du, Solistin reinstes Wassers, dir in einer Art ungezwungener Schlechtwetterbeschäftigung dorthinein stocherst, als gölte es einen Rekordpegelstand abzuloten. Kelchig mündet es zwischen den gestutzten ehemaligen Büscheln hinab ins Untergewässer, der Wasserspiegel steigt nicht zuletzt von deiner Triebhaftigkeit, steigt und steigt. Wannenhoch erstreckt sich die sexuelle Neulandgewinnung ins Uferlose, deine Stöhnkaskaden haben die heranflutende und wieder verebbende Meeresbrandung zum Muster. Gebärdest dich zusehends wilder, furienhafter, dein Bewegungsapparat wird linkslastig. Spreizmüde bist du nach wie vor nicht, vielleicht ist es die Masturbation deines Lebens!? Sie bedient sich deiner Kehle und Lippen, durchdringt wie ein Nebelhorn den beständigen Regenfall. Hast allemal jenes Mitteilungsbedürfnis, Sendebewusstsein, musst gewohntermaßen deinen Höhepunkt hinaus gellen, diesmal in die Mutter Natur. Welch Segen, dass hier keine Züge mehr verkehren, denn sie müssten ob deines Lustgekreisches notgebremst werden oder entgleisten! Alles in dir gibt der Geilheit nach; keine Örtlichkeit könnte nunmehr öffentlicher und zugänglicher und sogar besuchter sein, keine Schwebhöhe schwindelerregender und gefahrvoller, um es nicht auszuleben. Beutelst dich dergestalt breitstelzig, als stieße Neptuns Dreispitz ins Gedritt deiner heißesten Lustzonen - loderst wie synchron klitoral, vaginal und anal stimuliert, wenn nicht penetriert. Hast wahrlich Quecksilber im Leib, brunftst wie ein Ochsenfrosch - und ich verstauche mir die Pupillen, luge nach deinem Sinnesrausch aus. Schmarotze daran und erleide Liebesentzugserscheinungen. Versteife mich und will, will nur dich, will nur dich so unsagbar!

>Genug des grausamen Spiels!<, reiße ich das Ruder herum - packe deinen einen Unterschenkel, fiere dich mit der Tüchtigkeit eines weltbefahrenen Vollmatrosen zurück an Bord. Erschrickst über meine Piratenanwandlung - zwängst die Handflächen über deinen noch zuckenden Unterbauch, als würdest du im Intimbereich schlagartig erkalten und müsstest dich dort abwettern. Und ich spute mich, mir deinen Körper zu arrangieren: Weiterhin dein Bein im Schlepp, nehme ich es gleichsam gewehrüber, rage es empor, praktiziere mit dir um den Preis deiner aufklaffenden Vulva eine hälftige Horizontalgrätsche. Du stützt dich seitlich auf einen Arm ab, ich knie über dein anderes, niedergestrecktes Bein, direkt vor dir (das schmale Innere der Wanne diktiert uns ja den Modus Operandi). Gleichwohl bin ich leise verwundert über dein spontanes „Aye, aye, Sir!“, dich ungeachtet der zu erwartenden Havarie, des unausbleiblich harten Gegenpralls am Beckenrund so entern zu lassen. Bläuen wird sich dein Nacken im Verlauf dieser >Under Jolly Roger<-Kaperfahrt. Wennschon, ich vertäue mich mit deiner Feuerqualle, ficke dich mit einer Gewaltsamkeit, nach der du dich gesehnt haben wirst, denn du opferst dich derselben sofort hin. Deine Wade steil gegen meine Schulter geworfen, lässt du mich dich wie eine Stehgeige feinnervig durchfiedeln, keuchst auf, kannst gar nicht genug kriegen, köcherst meine Eichel ein (wer von uns freibeuterischer?). „Be my summer rain“, heizt du mich noch an. Steif und fest den hochgeschwungenen Mast im Griff, rucke ich dich vor und zurück. Die Wanne verwandelt sich in ein Floß, permanentem Tidenhub ausgesetzt, mehr und mehr Schlagseite bekommend. Nur die venezianische Maske fehlte, um dein Gondoliere zu sein, dich durch verschilfte Kanäle zu staken.

Nicht lange und ich durchhechele, durchbrause die Kreuzsee. Halte dir gegenwärtig, dass die Ergießung ansteht! Mein gesamtes Sinnen und Trachten zielt darauf, dir das Andenken an diese Wannenrobinsonade einzubalsamieren, wie Spülicht über deinen Muttermund herein zu schwappen, eine gepfropfte Ladung meines Samens - Spermien sonder Zahl - in deinem Leib zu löschen. Eilfertig schütte ich den Esslöffel weißlichen Glibber in dein siedendes Befriedigungsgefäß, wo er sich mit deinem Kellchen quellende Libido vermengt … Von innen breitet sich mir Erschöpfung aus, ich wracke ab; buchstäblich störtebekerisch wird mir zumute, als hätte ich kopflos - enthauptet noch meine Getreuen abzuschreiten, sie vor dem Henkersbeil zu erretten.
Du entsteigst der Wanne hingegen wie neugeboren, als Regennymphe, und wenn wir morgen (und alle Morgen!?) diese Stelle passieren, mag Flaute in dem Auffangbecken vorherrschen, aber in uns wird die Erinnerung tosen.

E N D E

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