„Guten Morgen, Maria! Schön, dass du uns auch mal mit deiner Anwesenheit beehrst. Willst du dich nicht für deine Verspätung entschuldigen? Es ist unhöflich, dauernd zu spät zu kommen. Hat dir das nie jemand gesagt? Leg jetzt die Haarbürste weg und dann erklärst du mir, weshalb du erst jetzt zum Unterricht erscheinst?“
Das Mädchen grinste ihn unverschämt an. Mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck verstaute sie die Bürste in ihrer Tasche. Dabei ließ sie sich sehr viel Zeit. Herr Bergers Mimik verriet, dass ihm langsam der Geduldsfaden zu reißen drohte. Maria ließ den Kaugummi platzen, ehe sie antwortete.
„Ich hatte kein Geld mehr, um noch eine Coke bei Mac Donalds zu trinken. Sonst wäre ich erst zur nächsten Stunde gekommen. Seien sie doch froh, dass ich überhaupt hier bin!“
Gelächter aus der Klasse. Maria hatte wieder einen überaus coolen Auftritt hingelegt. Sie sah sich beifallsheischend um, freute sich, dass sie den Lehrer blamieren konnte. Herr Berger erwiderte.
„Du scheinst sehr schlecht erzogen zu sein, wie die meisten in dieser Klasse. Ich werde Herrn Schneider vielleicht das ganze Schuljahr vertreten, und ich warne euch vor. Sollte sich dieses Verhalten nicht ändern, bekommen wir sehr bald großen Ärger miteinander!“
Dann wandte er sich erneut Maria zu, die ihn provozierend aus blauen Kulleraugen anlächelte.
„ Maria, du kommst bitte gleich mal zu mir nach vorne. Ich glaube, dass wir zwei etwas zu klären haben. So geht es jedenfalls nicht weiter. Du benimmst dich wirklich sehr ungezogen!“
Die Klasse horchte auf. Solche Töne hatte Herr Schneider nie von sich gegeben!
Maria gähnte nur gelangweilt, blieb einfach auf ihrem Stuhl sitzen. Sie erwiderte schnippisch.
„Und wenn nicht? Rufen sie dann die GSG 9, damit ich von denen abgeführt werde?“
Erneutes freudiges Lachen! Die gesamte Klasse 12 a amüsierte sich köstlich. Maria genoss die sich zuspitzende Situation, rechnete nicht mit dem, was nun folgen sollte. Paul Berger hatte genug von ihrer unverschämten Art. Mögliche Konsequenzen schob er beiseite, handelte einfach aus dem Bauch heraus. Mit einigen, wenigen Schritten war er bei Marias Bank, griff mit den Fingern nach ihrem rechten Ohrläppchen. Der adretten Blonden verging das dreiste Grinsen, als der Lehrer plötzlich daran zog. Um dem schlimmsten Schmerz zu entgehen, musste sie aufstehen. Herr Berger führte sie an ihrem brennenden Ohr, wie ein störrisches Maultier aus der sicheren Bank. Maria zeterte, dass sie ihn anzeigen werde, aber der Lehrer ließ sie nicht frei. Er schleifte sie zu seinem Schreibtisch, blieb mit ihr davor stehen. Ihr hochrotes Ohrläppchen gab er vorerst nicht frei. Nun war es richtig still geworden. Die Schüler schauten gebannt nach vorne, fragten sich, was das wohl geben sollte?
„Ich zeige euch jetzt, wie ich in Zukunft mit solch unfolgsamen Schülerinnen verfahren werde. Eure Klassenkameradin hier hat das Pech, die erste zu sein. Bei solch ungezogenen Gören wie Maria helfen nur altbewährte Mittel. Deswegen werde ich ihr jetzt den Hintern versohlen! Das ist lange überfällig und ich werde das Versäumte nun nachholen. Passt schön auf, denn so kann es euch auch gehen!“
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