Warmer Sitz für coole Mädchen

36 17-27 Minuten 0 Kommentare
Warmer Sitz für coole Mädchen

Warmer Sitz für coole Mädchen

Andreas

Maria kam wie immer zu spät. An diesem spätsommerlichen Dienstagmorgen um exakt 15 Minuten, was einer neuen, persönlichen Bestmarke entsprach. Das hübsch anzusehende, blonde Mädchen war der festen Überzeugung, sich solcherlei Freiheiten erlauben zu können. Bisher hatte ja auch keine der Lehrkräfte energisch widersprochen, wenn sie mal wieder ihre Extravaganzen auslebte. So machte sie sich auch heute nicht allzu viele Gedanken, als sie betont lässig das Klassenzimmer betrat. Alle, außer ihr selbst, saßen bereits auf den Plätzen, während der neue Aushilfslehrer eine Aufgabe an die Tafel schrieb. Jedenfalls huschte Maria nicht verschämt in ihre Bank, wie es jeder andere Zuspätkommende bestimmt getan hätte. Ganz im Gegenteil! Das mit großem Selbstvertrauen ausgestattete Mädchen eroberte lautstark den Raum, kaute dabei gelangweilt auf einem Kaugummi herum. Die 17-Jährige sah sich als Chefin im Ring, wusste ja genau, dass sie von der ganzen Klasse bewundert wurde. Sie war es, die bei den anderen Schülern den Ton angab und sich von niemandem etwas sagen ließ. Schon gar nicht von Herrn Schneider, der die Klasse in Deutsch und Englisch unterrichtete. Er stand kurz vor der Pensionierung und musste vor einigen Tagen eine Reha antreten. Daher bekam die 12a eine Vertretung, da die Schulleitung nicht genau wusste, wie lange sein Kuraufenthalt dauern würde. Der neue Lehrer, der Herrn Schneider in dieser Zeit vertreten sollte, hieß Paul Berger. Er wirkte sehr altmodisch, obwohl er kaum älter als Mitte vierzig war. Sein skeptischer Blick auf die Uhr zeigte, dass ihm Marias Zeitmanagement überarbeitungswürdig erschien. Es war erst sein dritter Tag in dieser Klasse und bereits das dritte Mal, dass Maria unpünktlich zum Unterricht erschien. So langsam reichte es ihm, zumal sich das Mädchen als sehr frech entpuppte. Vorlaut war sie noch dazu, was ihn besonders störte. Maria fand auf alles eine Antwort – meist eine unverschämte. Paul Berger drehte sich zu der Klasse herum, um seine Schülerin auf ihr erneutes Zuspätkommen anzusprechen. Sein Gesichtsausdruck signalisierte großen Ärger, aber auch eine Art wilder Entschlossenheit. Maria saß nun an ihrem Platz, fuhr sich mit einer Bürste durch ihr langes Haar. Selbst als der Lehrer nun das Wort an sie richtete, hörte sie nicht damit auf.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 35712

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben