Was kostet das Cabrio?

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Was kostet das Cabrio?

Was kostet das Cabrio?

A. David

Wir beide nickten.

„SEID IHR VON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN? BRINGEN EUCH VIER TITTEN UND ZWEI MÖSEN SO AUS DER FASSUNG? DA BIN ICH JA FROH, DASS KEINER VON EUCH BEIDEN BLINDGÄNGERN PROKURA HAT, SONST HÄTTET IHR VIELLEICHT DEN LADEN SCHON AN DIE PUTZFRAU VERKAUFT! WAS MACHEN WIR JETZT??

„Ist es eine blöde Idee, die Polizei zu verständigen?“

„Die können doch nur die Fakten prüfen. Die sprechen gegen uns. Wenn ihr Anzeige erstatten wollt, müßt ihr das gegen die Person tun, die Euch gelinkt hat. Wie heißt sie und wo ist sie?“

Betretenes Schweigen.

Doch wir waren nicht länger gezwungen, über unsere nächsten Schritte nachzudenken. Ein Abschleppwagen fuhr auf den Hof und und ein baumlanger Afrikaner stieg behende aus dem Truck. Er hatte eine Mappe dabei. Er schaute sich kurz um, dann fand er den Eingang. Er kam in die Halle und ging zum Empfang. Dort war niemand und er kam direkt auf das Chefbüro zu. Er klopfte höflich und die Chefin bat ihn herein.

Der Farbige grüßte höflich und sagte, dass er beauftragt sei, hier ein Jaguar Cabrio mit der Fahrgestell-Nr. bla bla und so weiter abzuholen. Dann schwenkte er eine Vollmacht und eine Kopie des Fahrzeugbriefes. Es war unser Wagen für 136.000,- Die Vollmacht war ein Blanko-Papierbogen ohne Briefkopf, unterschrieben von Gräfin Bernadette. Keine Telefon-Nr., nichts.

„Der Kaufvertrag ist unrechtmäßig zustande gekommen. Wir werden die Polizei einschalten und einen Anwalt mit der Wahrung unserer Interessen beauftragen.“

„Sie wollen das Fahrzeug also nicht herausgeben?“

„Auf keinen Fall.“

Der Farbige griff zum Handy und wählte nur drei Ziffern. Die 110. Er rief die Polizei. Dann ging er grußlos nach draußen und setzte sich in seinen Truck. Nach circa 20 Minuten war ein Streifenwagen da. Ein älterer Polizist und eine jüngere Beamtin stiegen aus, auch der Farbige verliess den Truck. Er gab sich als Anrufer zu erkennen und schilderte wohl die Lage aus seiner Sicht. Die Beamtin blieb bei dem Abschleppunternehmer. Der Polizist kam zu uns herein.

„Es gibt hier ein Problem mit einer Übergabe?“ Die Chefin schilderte den Fall und bekräftigte, das Fahrzeug auf keinen Fall aushändigen zu wollen.

Der Polizist überlegte nicht lange. „Gute Frau, wie lange sind Sie schon in der Autobranche tätig?“

Da die Chefin ihr Alter nicht preisgeben wollte, sagte sie nur: „Es sind wohl mehr als 20 Jahre.“

Der Polizist sagte: „Sie wissen doch: wer den Brief hat, ist der Eigentümer. Ohne Wenn und Aber. Ohne dass es weiterer Papiere bedarf. Derjenige kann den Brief von jemand gekauft oder beim Pokern gewonnen haben. Da sage ich Ihnen doch nicht wirklich neues. Wenn Sie sich weigern, das Fahrzeug herauszugeben, machen Sie sich strafbar. Es ist Ihnen unbenommen, Anzeige wegen Betrugs zu erstellen, das entläßt sie aber nicht aus der Verpflichtung, den Wagen zu übergeben. Sollten Sie Recht bekommen, ist natürlich die Frage, wo sich das Fahrzeug dann befindet. Lohnt sich eine Rückholaktion? Also: übergeben Sie dem Herrn das Fahrzeug?“

„Mir bleibt ja wohl keine andere Wahl“ knirschte die Chefin. Der Polizist ging nach draußen, sagte etwas zu dem Farbigen. Dann rauschten die beiden ab.

„Gebt ihm die Schlüssel. Und wenn er vom Hof gefahren ist, macht ihr das auch. Ihr seid fristlos gefeuert. Ihr habt 10 Minuten, Eure persönlichen Gegenstände einzupacken. Dann gebt ihr mir Firmenschlüssel und Firmenhandy. Und dann will ich Euch nicht mehr sehen.“

„Scheiße, Scheiße, scheiße“, rief Fredi und verließ das Büro. Er packte und verschwand grußlos. Ich gab dem Abschlepper die Schlüssel und ließ mir die Übergabe quittieren. Dann fuhr er mit einem Winken davon. Ein breites Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Ich schloß das Tor hinter ihm, dann ging ich ins Büro. Ich gab meiner Ex-Chefin Schlüssel vom Büro, Handy und die Übergabequittung. Ich denke mal, dass sie in Gedanken schon dabei war, sich über die Versicherung einen Großteil des Schadens ersetzen zu lassen.

Ich räumte meine paar Habseligkeiten in einen Karton. Carsten, Christopher, Mirko und Hensler schauten schweigend zu. Als ich fertig war, zog ich mein Jackett an und winkte in die Runde. „Macht es gut, Jungs.“

Zwei nickten, zwei riefen „Ciao.“

Von Friderico war nichts zu sehen.

Ich setzte mich in mein Auto und fuhr nach Hause. Ich wohnte in einem gepflegten 4-Familienhaus, wo ich eine große Wohnung im 1. Stock direkt unter dem Dach hatte. Als ich die Treppe hochging, sass Gräfin Bernadette auf den Stufen. Sie trug jetzt Jeans, einen Pulli und Schuhe mit hohen Absätzen dazu. Ihr bürgerlicher Name war Antje Pohl. Sie stand auf und wir küßten uns. Meine Hände wanderten unter den Pullover.

„Laß uns feiern.“

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