Wenn der Krampus naht

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Wenn der Krampus naht

Wenn der Krampus naht

Andreas

Micky, wie Michelle auch genannt wurde, stieß ihre Nebensitzerin übermütig in die Seite.

„Na Rapha! Bist du schon nervös wegen morgen Abend?“
Die dunkelhaarige Raphaela beantwortete die Frage ihrer blonden Kollegin mit sichtbarer Gereiztheit.
„Warum sollte ich das sein? Weil ein paar junge Dörfler in absurden Kostümen durch die Gassen rennen und dabei jungen Dirndlmädchen nachstellen? Ich bitte dich, Michelle! So etwas Albernes bringt mich sicher nicht um den Schlaf.“

Micky grinste, als sie nachlegte: „Du weißt aber schon, dass diese Jungs lange Ruten dabei haben, um damit auf die Hinterteile von vermeintlichen Sünderinnen zu hauen? Bei deinem unmoralischen Lebenswandel dürftest du hochgradig gefährdet sein! Es gibt da sogar ein Gedicht drüber, hör mal!
<Der Krampus dieses Höllenwesen fragt dich, ob du auch brav gewesen?
Warst du es nicht im letzten Jahr, droht dir gewiss große Gefahr.
Drum fürchte dich, du kesser Fratz, vor diesem ganz bestimmten Satz:
Marsch Mädel, jetzt geht’s übers Knie, bald glüht dein Popo wie noch nie! >
Na, was meinst du? Das könnte dir doch auch passieren, oder Rapha?“

Die beiden Männer im vorderen Teil des Wagens amüsierten sich bestens, was sich in lautem Gelächter ausdrückte. Im Fond des Busses brodelte es dafür gehörig. Rapha warf ihrer Partnerin einen bösen Blick zu. Sie hatte keine große Lust auf diesen Trip in die Bergwelt Österreichs. Mickys Frotzeln ließ ihre Laune nicht unbedingt besser werden. Rapha blaffte ihre Kollegin böse an:
„Ein Unschuldslämmchen bist du auch nicht gerade, oder Micky? Außerdem glaube ich nicht an so einen Blödsinn! Ist doch alles nur Show für die Touristen, die sich hierher verirren. Soll sich mal einer trauen, mich mit seiner Rute auch nur zu berühren. Dem breche ich gleich das Nasenbein. 100%ig!“

„Beruhigt euch!“, schaltete Kurt sich ein, „Wir sind gleich am Ziel unserer Reise. Ich seh schon das Ortsschild, Pärchting steht darauf. Dann wollen wir mal unsere Pension suchen: die *Pärchtinger Hütten*. Na ja, ein origineller Name hört sich auch anders an.“ Kurts Scherz beruhigte die aufgeheizten Gemüter der beiden Frauen, die sich nach einem warmen, gemütlichen Ort sehnten.

Nach 200 Metern stand der Bus vor dem heimelig wirkenden Gasthof, indem das Team wohnen sollte. Kurt parkte den Bus neben einer Schneewehe, in der Hoffnung es sei ein Stellplatz ihrer Pension.
Die etwas zu leicht bekleideten Frauen fröstelten, als sie den gut beheizten Bus verließen. Es war saukalt! Die Temperatur lag nur wenige Grade über dem Gefrierpunkt.
Sobald die Sonne unterging, würde sie in den Minusbereich fallen. Die Männer gingen voran, öffneten die schwere Holztür der Gaststätte. Innen war es angenehm warm, was einem großen Kachelofen zu verdanken war. Eine Frau um die Dreißig begrüßte die Städter. Sie war zwar etwas füllig, hatte aber ein offenes, hübsches Gesicht. Es stellte sich heraus, dass sie Rosi hieß und die Tochter des Wirtes war. Sie musterte aufmerksam die Fremden, besonders die beiden jungen Frauen hatten es ihr angetan. Solche Städterinnen kannte sie zu Genüge. Die kamen hierher und glaubten, dass sie was Besonderes seien! Rosis Gesicht drückte Geringschätzung aus.

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