Wenn der Krampus naht

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Wenn der Krampus naht

Wenn der Krampus naht

Andreas

„Wartet’s nur ab! Ihr seids fesche Madln, aber ganz bestimmt auch furchtbar ungezogen. Das seid ihr doch alle in der Stadt! Scherts euch en Dreck um andere Leit und hobts nur euren Vorteil im Sinn. Der Krampus kennt eure Sünden ganz genau. Auf solche wie euch ist er besonders scharf. Da freut er sich das ganze Jahr drauf! Da werden die Hosenböden schön glühen! Wobei ich sogar glaub, dass eure schicken Hoserln runter kommen, wenn euch der Krampus schnappt. Ihr werdet schon sehen, dass i recht hab!“

Micky wurde es langsam zu viel. Sie hatten dieser Frau doch gar nichts getan! Weshalb verhielt sie sich dann so angriffslustig? Es war aber nicht Micky sondern Raphaela, die sich erneut zur Wehr setzte. In ihrem Tonfall lag eine Bestimmtheit, um die Micky sie beneidete. Rapha war in Rage.

„Hören sie jetzt auf solchen Unsinn zu reden! Diesen Krampus gibt es nicht!! Das wissen sie doch genau. Wir möchten jetzt gerne etwas essen und dann schlafen gehen. Wir haben morgen viel vor.“

Rosi zuckte nur mit den Achseln. Was sie loswerden wollte, war ja an die Frau gebracht worden. Da nun auch die beiden Männer zurückkamen, fragte sie Jürgen und Kurt, ob sie auch etwas essen wollten. Die beiden bejahten, wie die meisten Männer, die Rosi so kannte. Hunger hatten sie alle!
Dann verschwand sie in der Küche, um für die Männer eine Brotzeit und für die Damen, wie sie Rapha und Micky verächtlich nannte, eine heiße Suppe zuzubereiten. Während sie auf die Bedienung warteten, besprachen die Fernsehleute den morgigen Ablauf. Der Krampus-Lauf startete gegen 16 Uhr, also kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Jürgen würde das Ganze filmen, während Kurt sich um den Ton kümmern sollte. Rapha und Mickys Aufgabe war es, die Zuschauer zu interviewen und natürlich auch, die als Krampus verkleideten Burschen. Meist waren es Gruppen aus der näheren Umgebung, die sich wild gestikulierend durch die Menge bewegten. Rapha zeigte den anderen ein paar YouTube Videos, die sie auf ihrem Smartphone gespeichert hatte. Micky guckte etwas ängstlich, als in einer Szene, ein mit klappernden Schellen bestückter zotteliger Perchten ein junges Mädchen über seine Schultern legte. Jeder sah, dass sie Spaß daran hatte, selbst dann noch, als ihr ein anderer Wüstling mit seiner Rute auf den Jeanspopo klopfte. Micky schaute dennoch sehr unglücklich drein. Rosis Drohungen hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Rapha nahm sie in den Arm, küsste sie sanft auf den Mund. Ihre Finger strichen durch Mickys Haar, die sich nun langsam zu entspannen begann.

Die Frauen verstanden sich nicht nur beruflich sehr gut, sondern auch auf der privaten Ebene. Jürgen fand das sehr schade, hatte er sich doch ein bisschen in Michelle verliebt. Aber so wie es aussah, hatte sie nur Augen für Rapha, die Micky jetzt auf ihr gemeinsames Zimmer brachte. Nachdem sie den Männern eine gute Nacht gewünscht hatten, orderte Jürgen noch zwei Maß Bier. Die Männer prosteten sich zu. Rosi beobachtete alles, lächelte dabei sehr hintergründig, fast schon geheimnisvoll.

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