Wenn der Krampus naht

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Wenn der Krampus naht

Wenn der Krampus naht

Andreas

Wie auf ein Zeichen hin, stürmten die Krampusse los. Das Fernsehteam musste sich mächtig anstrengen, um mit ihnen Schritt zu halten. Unter dem Johlen der Zuschauer, wurden die ersten Frauen über die Schultern geworfen und davon getragen. Lange Ruten landeten auf Jeanspopos, was bei den Opfern wildes Beinstrampeln und noch wüsteres Geschrei verursachte.
Ein weiblicher Krampus schnappte sich aber einen jungen Mann, der es ebenfalls auf den Hosenboden kriegte. An seinem Grinsen sah man deutlich, dass ihm diese Behandlung nicht ganz unangenehm war. Es war ein munteres Treiben, bei dem niemand Schaden nahm. Ein harmloser Spaß eben, wie Micky beruhigt feststellte. Nach einer guten Stunde kam der Lauf zu seinem Ende. Ein riesiger Scheiterhaufen wurde entzündet, der die beginnende Nacht erleuchtete. Rapha befragte noch den Bürgermeister des Dorfes, der sich dafür extra sein bestes Gewand angezogen hatte. Der schnauzbärtige Mann im Trachtenjanker war sichtlich stolz, dass er im Fernsehen zu sehen war. Kurzum – die Reportage war sehr gelungen und das vierköpfige Team sichtlich zufrieden. Gemeinsam beluden sie den Bus, um zum Gasthof zurück zu fahren. Es fing leicht zu schneien an, als es passierte. Kurz vor der Weggabelung, die zu ihrer Pension führte, versperrte ein Baumstamm die Straße. Kurt trat fluchend auf die Bremse. Er fuhr sehr vorausschauend, was nun ein großes Glück bedeutete. Der Stamm war sehr groß und verdammt schwer! Es war aussichtslos, ihn ohne schweres Gerät beseitigen zu wollen.

Jürgen bot sich an, Hilfe zu holen. Kurt blieb bei den Mädchen, denen das Ganze doch recht unheimlich wurde. Es war eine sternenklare, bitterkalte Nacht. Kurt ließ den Motor laufen, damit die Heizung funktionierte. Rapha und Micky kuschelten sich aneinander, während Kurt vor dem Baumstamm stand. Er steckte sich eine Zigarette an. Die Glut erhellte für einen Moment die Dunkelheit. Ein knackendes Geräusch ließ ihn herumfahren. War das ein Tier? Vielleicht ein Hirsch, der durch das Unterholz strich. Kurt ging in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Plötzlich stolperte er über etwas, konnte sich gerade noch abfangen. Jemand hatte eine Schnur gespannt! Ihm schwante Schreckliches, so dass er schnell zum Bus zurück rannte. Als er atemlos ankam, sah er, dass die Schiebetüren offen standen. Raphaela und Michelle saßen nicht mehr im Innern des Fahrzeugs – beide Frauen waren verschwunden. Kurt suchte verzweifelt nach Spuren im frisch gefallenen Schnee. Er entdeckte recht große Fußstapfen darin. Es waren vier an der Zahl!
Kurt versuchte Jürgen zu erreichen, doch sein Handy hatte keinen Empfang. Er schrieb ihm einen Zettel, klemmte ihn hinter die Windschutzscheibe. Kurt schnappte sich eine Taschenlampe, um sofort die Verfolgung aufzunehmen. Der Zettel flatterte im Wind, wirkte wie ein Fanal seiner Hilflosigkeit.

Der schwarze und der weiße Krampus zogen die Mädchen aus dem Bus. Rapha wollte noch die Tür verriegeln, aber der Angriff kam viel zu überraschend. Wie aus dem Nichts standen die beiden plötzlich da, packten sich gleich die Frauen. Rapha landete über den Schultern des weißen Krampus, während Micky von seinem schwarzen Kollegen in Empfang genommen wurde. Es half weder Schreien, noch Strampeln mit den Beinen – die Waldgeister trugen ihre Beute davon, brachten sie tief in den Forst hinein. Nach endlos scheinenden 10 Minuten tauchte eine Holzhütte auf, deren Fenster erleuchtet waren. Rapha glaubte zu wissen, dass sich ein paar Dorfjugendliche einen Scherz erlaubten. Dämonen bewohnten doch keine Blockhütten, noch dazu mit Festbeleuchtung! Sie schrie wie am Spieß, drohte den finsteren Gesellen.

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