Paul musste vorsichtig sein. Er hoffte inständig, seine Mädchen mögen sich zusammenreißen!
Zwei, drei Tage lief es sehr gut. Die Klasse besuchte diverse Museen, wobei sich Paul als äußerst sachkundig erwies. Ein Ausflug nach Neuschwanstein stand auch auf dem Programm, den Ina Blum kompetent moderierte. Sie hatte eine Vorliebe für König Ludwig, konnte deshalb den Schülern sein Wesen auf höchst unterhaltsame Weise nahebringen. Die Harmonie hielt nicht lange, was an Maria und Alina lag. Die lebenshungrigen Mädchen lernten ein paar Jungs kennen, die sie in einen Club einluden. Zu heißen Jungle-Beats gönnten sie sich einige Wodka Red Bull, sowie diverse Jackie Cola. Die beiden minderjährigen Mädchen versackten bis zum Morgen im Münchner Nachtleben, während sich Paul und Ina die größten Sorgen um sie machten. Im Morgengrauen fuhr ein dunkler BMW vor, aus dem die zwei Nachtschwärmerinnen schwankend ausstiegen. Die bayrischen Jungs, die sie gebracht hatten, fuhren hupend davon. Paul wachte auf, restlos bedient. Er verfrachtete die Mädels ins Bett, wobei ihm seine Kollegin behilflich sein musste. Alina und Maria waren sehr gut drauf!
Die betrunkenen Mädchen hörten erst zu singen auf, als Paul androhte, ihnen die Münder mit Klebeband zu verschließen. Inas tadelnder Blick ging ins Leere, da er Maria auffangen musste, die sich fast auf den Hosenboden gesetzt hätte. Währenddessen wurde Alina kotzübel, wie sie es wenig fein ausdrückte. Frau Blum begleitete das Mädchen auf die Toilette. Die gesamte 12 A hatte sich inzwischen auf den Fluren versammelt. Paul schickte die Bande ins Bett zurück. Widerwillig aber doch gehorsam trotteten die Schüler in ihre Zimmer, so dass langsam wieder Ruhe einkehrte. Zum Glück waren sie die einzige Klasse in der recht kleinen Jugendherberge. Ina kam mit Alina zurück, deren Gesicht wieder eine gesündere Farbe zeigte. Pauls Kollegin schlug vor, den Mädchen nur die Schuhe auszuziehen, um sie dann angekleidet ins Bett zu legen. Berger nickte zustimmend. Die Augen der Mädels sprachen Bände. Beide konnten sie kaum offen halten, waren längst in einer Art Dämmerschlaf. Nachdem sie den Ausreißerinnen zwei Eimer neben die Betten gestellt hatten, zogen sich die Lehrkräfte zurück. Die weitere Vorgehensweise musste besprochen werden, fand Ina Blum.
„Wir müssen die Mädchen nachhause schicken, Herr Berger! Die Vorschriften sind eindeutig in so einem Fall. Die Eltern sollten wir vorab benachrichtigen, damit sie ihre Töchter abholen können.“
Die Lehrkräfte saßen am Tisch der kleinen Küche. Es war fünf Uhr morgens. Paul widersprach ihr:
„Wollen wir nicht zwei Augen zudrücken? Ich rede den Mädels ins Gewissen, erkläre ihnen, dass sich so etwas nicht wiederholen darf. Vertrauen sie mir, Ina! Ich verspreche ihnen, dass sie sich in Zukunft an die Regeln halten. Wenn wir sie jetzt heim schicken, kassieren sie obendrein auch noch einen Verweis. Dabei haben sich sowohl Alina als auch Maria erheblich verbessert. Das sollten wir berücksichtigen, finde ich. Geben sie mir die Chance, dieses Gespräch zu führen. Ich bitte sie…“
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