Wie aus einem Bilderbuch

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Wie aus einem Bilderbuch

Wie aus einem Bilderbuch

Herzog

Das war damals in der Toskana gewesen, drei Jahre war es jetzt her, dieser gemeinsame Urlaub, der so vieles in ihrer beider Leben verändert hatte. Sie erinnerte sich an das augenblendende Weiß des versteckt gelegenen Bungalows, irgendwo am Dorfrand, mit dem Blick auf die Weinberge auf der anderen Seite des Tales.
Und sie erinnerte sich natürlich jenes bewussten sonnenheißen Nachmittags. Sie hatte auf den Stufen gesessen, beschäftigt damit, die Kleine zu stillen. Er hatte "Le Monde" auf den Knien gehabt, aber seine Augen waren wie hypnotisiert auf ihre Brüste gerichtet gewesen. Als ihre Blicke sich trafen, war er sich wohl schlagartig seiner Erektion bewusst geworden und hatte verwirrt die Zeitung zur Hand genommen. Sie hatten kein Wort miteinander gesprochen, aber die Ausbeulung in seinen weißen Tennisshorts war lange nicht weggegangen...
In jener Zeit hatten sie sich oft gestritten, viel zu oft, wie sie fand, und vielleicht war die Toskanareise unbewusst so etwas wie ein "letzter Versuch" gewesen. Was sie erst später erfuhr: Er erlebte damals eine leidenschaftliche Affäre mit einer Frau, die - wie er sich einredete - schon altersmäßig besser zu ihm passte. Er kam sich ja so viel erwachsener vor als sie! Und ihre gemeinsame Tochter änderte nichts an seiner Haltung, im Gegenteil: Wie ein unreifes Kind, das mit einer Puppe spielt, fand er seine Frau in ihrer neuen Rolle, sagte dies auch und hatte sie damit zum Weinen gebracht.
Wie oft war sie von seinen unvorhersehbaren Wutanfällen bis an den Rand der Verzweiflung getrieben worden! Dazu kam diese beleidigende Gleichgültigkeit, mit der er sie übersah, wenn sie ihn in immer neuen Dessous zu ein bisschen Zärtlichkeit verführen wollte! - Erst sehr viel später begann sie hinter seinem Verhalten die Eifersucht zu ahnen, die er gegenüber der kleinen Tochter empfinden mochte. Und als ihr dies klar war, begriff sie auch, warum damals nach jener denkwürdigen Nacht schlagartig alles anders wurde...
Sie erinnerte sich genau. Da war zunächst seine Hand gewesen, die sie ganz unvermittelt im Dunkeln streichelte, wie zögernd über ihre Schultern glitt, ihre Brust umspielte und sich dann zwischen ihren Pobacken verlor. Sie wusste noch, dass sie den Atem angehalten hatte, als er wie nach längerem inneren Kampf sein Gesicht gegen ihren Arm presste, mit den Lippen wie zufällig über ihre milchschweren Brüste fuhr. Als er ihre aufgestellten Warzen mit der Zungenspitze berührte, legte sie ihm instinktiv den Arm unter den Kopf, und er begann sich festzusaugen. Das Ziehen in der Brust war anfangs ganz ähnlich jenem Gefühl, wenn sie das Baby angelegt hatte, aber bald kam etwas Anderes, Unbekanntes hinzu. Sie schloss die Augen, wollte fast weinen vor Freude, zitterte und stöhnte, als die Vorboten des Orgasmus wie kleine Kerzenflammen über ihren Leib züngelten. Immer fester drückte sie ihn an sich, bis er fast keine Luft mehr bekam, und schließlich bäumte sie sich auf, schrie ihre Lust heraus und verging zum ersten Mall in einem Höhepunkt, an dem ihr brennender Schoß keinen Anteil hatte...
Aber so sollte es nicht bleiben, und noch mehr Unbegreifliches geschah in jener Nacht: Niemals zuvor hatte sie auf so eindeutige Weise die Initiative ergriffen. Sie drückte ihn zurück in die Kissen und schwang sich auf zu einem Ritt, dass ihnen beiden Hören und Sehen verging. Es war ihr überhaupt nicht bewusst, was da mit ihr geschah, aber sie wurde eine Andere in dieser Nacht: Ihr wildes Stöhnen und Schreien erfüllte den Raum, übertönte sein heftiges Atmen, ließ die Grillen im Garten verstummen. Als sie ihn schließlich aus der Klammer ihrer Schenkel entließ, aufseufzend zur Seite fiel, ertasteten ihre Hände sein Gesicht, und sie fühlte, dass er geweint hatte wie ein Kind...
Am nächsten Tag wich er ihr aus, hatte die Augen niedergeschlagen und schämte sich offenbar seiner Lust. Sie verstand nicht, warum, mochte ihn aber auch nicht fragen. Er verließ den Raum, wenn es Zeit war, das Kind zu stillen, doch einmal hob sie den Blick und sah im Schlafzimmerspiegel, dass er sie mit weit geöffneten Augen durch das Fenster zum Flur beobachtete...
Den ganzen Tag sprachen sie nicht miteinander, und nachts legte er sich mit der Luftmatratze zum Schlafen auf die Terrasse. Sie ließ ihn gewähren, doch als er am frühen Morgen mit zusammengefalteten Händen neben ihrem Bett kniete, sah sie ihn lange an. Wieder gab sie ihm die Brust und erlebte eine neue, sanftere Art von Orgasmus als jemals in ihrem Leben zuvor. Er bat sie, sich zu ihr legen zu dürfen, aber sie wies ihn hinaus und freute sich an der Unterwürfigkeit, mit der er gehorchte.
Sie kannte ihn damals schon ziemlich lange (schließlich war er einmal ihr Lehrer gewesen). Die knapp fünfundzwanzig Jahre Altersunterschied, die Tatsache, dass er schon einmal verheiratet gewesen war, dieses Übermaß an Erfahrung, das er in ihre Ehe mitbrachte: Alles war in dieser einen Nacht bedeutungslos geworden. Wenn er von nun an tagtäglich an ihrer Brust lag, so hilflos, so erschrocken über sich selbst, so beschämt und über alle Maßen dankbar zugleich, liebte sie ihn mehr als jemals zuvor.
Sie hütete sich aber, ihn dies allzu sehr fühlen zu lassen, wie sie andererseits auch nur sparsamen Gebrauch machte von der Gewalt, die sie nun über ihn hatte. - Als sie nach den vierzehn Tagen wieder zu Hause waren, gestand er ihr sein Verhältnis zu jener anderen und bat sie darum, ihn zu züchtigen. Sie zeigte keine Schwäche, verpasste ihm eine Woche lang jeden Abend zwanzig mit dem Ledergürtel auf das nackte Gesäß und ließ ihn unter Tränen Abbitte tun. Dann sprachen sie nicht mehr darüber, und sie wusste, dass sie sich wegen einer Wiederholung keine Sorgen zu machen brauchte...
Das Kind wurde zehn Monate alt und endgültig auf feste Nahrung umgestellt. Andere junge Mütter verloren in dieser Zeit gewöhnlich etwas von ihrer ansprechenden Fraulichkeit, konnten sich oft sogar Kleidergrößen leisten, die sie als junge Mädchen getragen hatten. Bei ihr war das natürlich ganz anders. Sie hatte sich zu einer stattlichen, selbstbewussten jungen Schönheit entwickelt, wie Rubens sie gemalt hätte, und so blieb sie auch. Ihre Milchproduktion hielt unvermindert an, zweimal am Tag öffnete sie den BH und ließ ihn trinken. Er vergötterte sie täglich mehr, und alles in allem sah sie keinen Grund, warum sich an dieser Konstellation in absehbarer Zukunft irgendetwas ändern sollte.
Ihre Umgebung registrierte sehr wohl, wie gut es ihr ging.
"Du bist wirklich zu beneiden", drückte eine Freundin aus, was viele ihrer Bekannten dachten.
"Es ist kein Wunder, dass du so glücklich bist. Man braucht nur zu sehen, wie zuvorkommend und liebevoll dein Mann dich behandelt. Es gibt nur wenige Männer wie ihn. Er ist wirklich ein Ehemann wie aus einem Bilderbuch..."
Unmittelbar nach diesem Gespräch mit ihrer Freundin beschloss sie, den nächsten Sommerurlaub wieder in jenem romantisch gelegenen Bungalow in der Toskana zu verbringen. Kurzentschlossen rief sie beim Reisebüro an und machte alles fest. Sie war sicher, ihr Bilderbuch-Ehemann würde nichts dagegen haben...

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