Möglicherweise hatte die Frau das Winseln des Hundes nicht gehört, der nicht angeschlagen hatte, weil er den Ankömmling kannte und auch das kurzzeitige aufgeregte Verhalten der Hühner war ihr entgangen, weil sie diese von hier aus nicht sehen konnte. Möglicherweise wusste sie tatsächlich nicht, dass jemand gekommen war und sie beobachtete, weil der Mann sehr leise herangeschlichen war und immer noch keinen Laut von sich gab und sich auch sonst nicht bemerkbar machte. Möglicherweise spürte sie aber den Blick in ihrem Rücken und wusste genau, dass sie nicht mehr allein war. Vielleicht wusste sie sogar, wer dort im Türrahmen stand und sie anstarrte und sie wollte diesen jemand provozieren oder ihm ihr Desinteresse zeigen. Jedenfalls verharrten beide eine ganze Weile in ihrer stummen Haltung. Dann beugte die Frau sich wieder über die Spüle und setzte ihre Tätigkeit fort und der Mann sah, wie ihre Oberarme, die genauso stramm und dunkel waren wie die Waden, sich verhalten bewegten. Die Hände konnte er nicht erkennen, ihre Tätigkeit nur ahnen. Dann endlich, nach einer endlosen Weile, dreht die Frau sich halb um, dabei fuhr sie mechanisch mit ihrer Tätigkeit fort, ein weiteres Zeichen, dass der Gast ziemlich unbedeutend oder vielleicht gar nicht willkommen war. Erst als der Mann sich wortlos aus seiner starren Haltung löste, einen Schritt auf sie zuging, hörte sie mit ihrer Arbeit auf, drehte sich vollends um und nun standen sich beide aufrecht gegenüber, wobei er sie um deutlich mehr als Haupteslänge überragte. Er konnte nun auch an ihrem Gesicht erkennen, dass sie weder erstaunt noch überrascht, aber auch alles andere als erfreut war. Immer noch sagte keiner ein Wort.
Das Gesicht der Frau war sehr markant, mit ausgeprägten Wangenknochen, großen, dunklen Augen, einer feinen Nase, einem harten, kleinen Mund und einem ebenso harten Kinn. Besonders hübsch war es nicht gerade, aber es war auf jeden Fall eines, das man nicht so schnell vergaß, wenn man es einmal gesehen hatte. Das Gesicht einer Frau zwischen 30 und 40 Jahren, etwas verhärmt, aber vom Leben noch nicht vollends enttäuscht und auf eine geheimnisvolle Weise attraktiv und interessant. Nicht nur die Gesichtszüge, auch die dunkelbraune Hautfarbe und die elfenbeinfarbenen, üppigen Haare waren ein unübersehbares Zeichen, dass diese Frau eine beträchtliche Menge Indioblut in ihren Adern hatte. Der Mann betrachtete sie mit verhaltener Lust, die durch die Erwartung entfacht und durch sein aufkeimendes Verlangen weiter geschürt wurde. Dazu trug der Anblick ihres Körpers sicherlich bei. Das Sommerkleid war auch vorne eng und ließ auch hier alle Kurven und Rundungen deutlich hervortreten. Man konnte die ganze Vorderseite aufknöpfen, und weil oben einige Knöpfe offen waren, war es auch großzügig ausgeschnitten. Man sah nicht nur die Form ihres Busens, sondern auch Teile ihres weißen BHs und darin ganz deutlich die nackten Ansätze der Brüste. Aber es waren recht bescheidene Hügelchen, die sich in diesem großen Dekolleté verloren. Man konnte vermuten, dass der Busen der Frau im Vergleich zu dem üppigen Körper ziemlich klein geraten war. Dennoch starrte der Mann zuerst ganz gebannt genau auf diesen Körperteil. Dann schweifte sein Blick ab und wanderte nach unten, dorthin, wo ebenfalls ein paar offene Knöpfe große Teile der strammen, kompakten Oberschenkel sehen ließen. Nur in ihr Gesicht schaute er nicht. War es Verlegenheit, wollte er sie nicht irritieren, nicht mit seinem offensichtlichen Anliegen herausrücken? Auch die Frau machte nach wie vor keine Anstalten, ein Gespräch zu beginnen, ihn zum Bleiben oder Platznehmen aufzufordern. Sie nickte ihm irgendwann nur kurz zu, er nickte zurück und erst nach einer ganzen Weile, presste er zur Begrüßung ein genuscheltes „Hola“ zwischen den Lippen hervor.
Wie immer
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