Nachdem sie mit diesem Teil der Vorbereitungen fertig war, ging sie zurück in den Salon, sah aus dem Fenster hoch zu der Straße. Die Dämmerung war bereits fortgeschritten und in Richtung Osten war der Himmel nur noch schwach aufgehellt. Auf dem Damm war nichts zu bemerken, kein Lichtstrahl von Scheinwerfern, keine Motorengräusche, keine Gäste, die sich näherten. Sie war sich nicht sicher, ob es an der Zeit war, denn die einzige Uhr, die sie hatte, war defekt und so konnte sie sich tagsüber nur nach dem Sonnenstand und nachts nach dem der Sterne richten. Aber das störte sie nicht, Zeit war das, was sie in reichlichem Maße besaß. In der Küche schmeckte sie die Suppe ab, gab etwas Salz und Pfeffer hinzu, schmeckte erneut und war zufrieden. Schließlich goss sie sich ein Glas Wein ein und stellte sich erneut an das Fenster. Endlich, nach einer ganzen Weile, sah sie das Licht eines Scheinwerfers, und als es sich nicht mehr bewegte, nahm sie auch die Umrisse eines kleinen Busses wahr. Er hatte, wie üblich, direkt neben dem Weg zu ihrem Grundstück gehalten. Zufrieden vor sich hin summend, nippte sie an ihrem Glas, schaute noch einmal, ob in der Küche alles in Ordnung war, holte eine große Schüssel mit Salat, alles aus ihrem Garten, und stellte sie mitten auf den Tisch. Dann hörte sie auch schon den Hund anschlagen, eine Mischung aus bellen und jaulen, sehr verhalten und ganz friedlich, Laute, die der zur Begrüßung von Bekannten von sich gab. Sie ging zum Fenster und sah wie ein paar Gestalten, den Pfad vom Damm herabstiegen und auf das Haus zukamen. Der Hund stand neben der Treppe, wedelte mit seinem Schwanz und winselte nur noch ganz leise. Die Hühner und der geile Hahn hatten sich schon längst zur Ruhe begeben und ließen sich nicht stören. Die Frau öffnete die Haustür und sechs Männer betraten nacheinander das Haus und ihren Salon. Sie wurden alle mit einem freundlichen „Hola“ und Küsschen auf die Wangen begrüßt.
Fünf der Männer waren im fortgeschrittenen Alter, so um die sechzig. Sie waren gut gekleidet, vermutlich in ihrem Sonntagsstaat: dunkler Anzug, weißes Hemd, altmodische Krawatte, dunkler Hut, sauber geputzte Schuhe. Sie hatten sich herausgeputzt, als würden sie zu einem bedeutenden Anlass in die Kirche oder auf das Rathaus gehen oder als hätten sie alle am selben Tag Geburtstag und wollten den gemeinsam feiern. Das war wohl auch der Grund ihres Kommens, nicht der Geburtstag, aber das gemeinsame Feiern. Sie waren offensichtlich nicht zum ersten Mal hierher gekommen, nicht nur weil der Hund sie sicher deutlicher gemeldet hätte, sondern weil sich die Fünf gut gekleideten ohne viele Umschweife an den Tisch setzten, jeder kannte anscheinend seinen Platz, jeder wusste, was ihn erwartete. Sie begannen sich zu unterhalten, als hätten sie sich lange nicht gesehen. Der sechste Mann fiel deutlich aus der Reihe. Er war deutlich jünger und viel einfacher gekleidet, Jeans, buntes Hemd, Lederjacke, Stiefel. Und noch etwas unterschied den jungen Mann von den älteren, er trug eine schwere, große Tasche, man sah, dass er sich richtig abmühen musste, obwohl er alles andere als schwächlich war. Zudem hatte er einen kleinen Koffer auf seinen Rücken geschnallt. Er stellte beides, Tasche wie Koffer, auf den Fußboden und begann, ebenfalls ohne Umschweife, den Inhalt der Tasche auf dem Tisch zu verteilen.
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