Zum alles erfüllenden Dröhnen großer Trommeln, in schnellen, synkopierenden Rhythmen geschlagen, wirbelte Emet im Schein des Vollmondes mit den fruchtbaren Frauen der Waldbewohner nackt um ein riesiges Feuer auf der Lichtung des Dorfes und die Männer drängten sich tanzend um sie. Die blanken Brüste gereckt, die Köpfe wild kreisend, wirbelten die Frauen ihre Haare durch die Luft. Sie stießen ihre willigen Becken vor und zurück und drängten sich den Männern entgegen. Begann eine Begattung, wechselten die Trommler in einen treibenden, schnellen Rhythmus im Einklang mit dem Stakkato der Stöße des Mannes, bis er kam in der Frau und ermattete. Emet hatte in dem fortwährenden furiosen Schütteln ihres Kopfes längst jedes Gefühl für Raum und Zeit und auch ein wenig ihre Besinnung verloren, sie ging völlig auf in diesem wilden, animalischen Rhythmus. Dieses archaische Fruchtbarkeitsfest war nichts als das pulsierende Leben, Trance, Ekstase. Um sie herum hallte zum wuchtigen Klang der Trommeln ein lauter, hypnotischer Gesang aus Lauten ohne Worte und sie bestand nur noch aus Fühlen, Bewegung, Verlangen, Lust.
Emet orientierte sich nur noch an der Hitze des Feuers und den schwitzenden Leibern der Männer um sie herum. Jetzt drang der erste Mann in sie ein und sie gab sich nur einfach seiner Umklammerung, seinen Stößen und seiner Lust hin. Er umschlang sie von hinten, sie fühlte seinen Schweiß auf ihrem. Ihr Blut war lang schon in Wallung und ihr Unterleib drängte sich ihm mit zuckendem Becken entgegen. Emet kam schnell, .schneller als ihr Liebhaber und als er sich ergossen hatte, hielt er sich noch matt fest an ihr. Doch Emet entwand sich tanzend und schnell schob sich der nächste über sie. Wellen der Lust brandeten durch Vagina, Becken, Körper, Seele. Nie wollte sie noch ein ·Ende dieses wilden Taumels aller Sinne fühlen, der die Begattung einzig angemessene Entsprechung war. Sie stampfte eins mit den Trommeln und warf sich wieder und wieder in die Runde der Frauen und wurde wieder und wieder gefunden vom Begehren der Männer.
Die Liebesfeste der Isati in Emets Heimat begannen würdevoll erhaben und mündeten stets in heitere Ausgelassenheit. Emet mochte das Gedudel aus Blasinstrumenten und Dudelsäcken oder das Geklimper der Saiteninstrumente, wie es bei den Isati üblich war, nicht so sehr. Gewiss, zum Bauchtanz, zur Schlangenbeschwörung oder zu beidem zusammen hatte das durchaus seinen Reiz. Die vergangenen Erlebnisse des Fruchtbarkeitskultes hingegen hatten sie im Innersten berührt, Emet war nur noch Instinkt und Lust gewesen. Nun verstand sie auch, was Elian hier unter diesen Menschen hielt und sie nicht in ihre Heimat zurückkehren ließ. Eine derart tief gehende Empfindung von Körper und Seele hatte sie noch nie verspürt. Drei Nächte hatte Emet mit den fruchtbaren Frauen unter dem Vollmond in Trance und Ekstase um das lodernde Feuer getanzt und war von unzähligen Männern unzählige Male begattet worden. Diese orgiastische Überforderung aller Sinne mündete, in eine wohlige, kraftlose Müdigkeit, in der sie sich gänzlich unbeschwert fühlte, leicht wie eine Feder. Nach so viel Berührung in Schweiß und Nacktheit zog es sie wieder hinaus in die Einsamkeit der Wildnis.
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Östlich der Hochebene, in die die Waldbewohner sich vor den Sklavenjägern zurückgezogen hatten, lag am Fuß der Berqe Arrnos, dieser Hort der Unterdrückung und Bedrohung. Elian und die Krieger der Cimbar überwachten diesen Grenzbereich und die niedriger liegende Gegend nach Süden akribisch. Wagten sich Kundschafter von Arrnos dorthin, so überlebten sie die Überfälle aus dem Nichts meist nicht und wenn Arrnos tatsächlich eine Strafexpedition startete, so hatte Elian es bisher immer vermocht, ihren wahren Rückzugsort zu verschleiern und ihre Jäger in die Irre zu führen. Ihr Ruf als allgegenwärtige und nie greifbare Rächerin der Unterdrückten war legendär. Für den Westen und Norden interessierte sich bei den Cimbar niemand.
Was ist eigentlich dort? fragte Emet. Dort? Elian zuckte die Schultern. Im Westen erhebt sich ein unbezwingbar hohes Gebirge, das sich nach Norden zieht. Es fällt steil ab mit undurchdringlichem Wald an den Hängen und bildet mit dem gegenüberliegenden Bergrücken ein tiefes Tal mit einem schmalen Durchbruch des Flusses Tiker, der letztlich nach Arrnos fließt. Weiter im Westen gibt es eine ähnliche Einkerbung im Gebirge, durch die der Fluss in den Talkessel dringt und in unzähligen Armen labyrinthisch mäandert. Er bildet ein weitläufiges Sumpfgebiet, in dem du die meiste Zeit durch die Äste der Bäume klettern musst. Hast du kein Wasser unter dir, dann schwankendes Moor oder Morast – und der Treibsand kann dich verschlingen ohne Hoffnung Rettung. Kein menschliches Wesen habe ich je dort gesehen, dafür zahlreiche Krokodile, Schlangen und unzählige Moskitos. Mich zieht es nicht dorthin. Ich bevorzuge festen Boden unter den Füßen oder den Rücken eines Pferdes. Außerdem droht von dort keine Gefahr.
Elian hielt kurz inne, dachte nach. Eine Sage erzählt, dort wohnt ein wildes Volk, beherrscht von einer wunderschönen Hexe, die Eindringlingen bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust schneidet und ihr Blut trinkt. Die diesem entsetzlichen Ritual zusehen mussten und zurückkamen, waren für ihr Leben gezeichnet und flüchteten sich in den schützenden Wahn, weil sie das Erlebte nicht ertragen konnten. Ich halte ja nichts von solchen Geschichten. Auch über mich werden Dinge erzählt, die ich nie vollbringen könnte. Aber es kann einen wahren Kern dieser Erzählung geben, also sei vorsichtig. Sie hatte schon erkannt, dass Emets Abenteuerlust wieder entflammt war. Ich weiß, du hast keine Lust, dich mit mir auf öde Grenzpatrouille zu begeben. Wenn du in den Dschungel gehst, können wir uns beim nächsten Vollmond am östlichen Ende des Auwaldes auf der Halbinsel des Flusses treffen und gemeinsam in das Dorf zurückkehren.
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Emet liebte es, auf dem Rücken ihres Pferdes über die Steppe zu jagen, und der atemberaubende Blick von einem Berg schenkte ihr das Gefühl von Erhabenheit und Demut gleichermaßen. Am meisten aber von allen Landschaften der Wildnis liebte sie den Wald, den lichten Wald am Rande der Savanne, den dunklen Wald in den Höhen der Berge und über alles den Regenwald. Dort fühlte sie sich ganz eins mit der sie umgebenden Natur, hellwach in der Gefahr und doch ohne Angst. Seit zwei Tagen bewegte sie sich fast nur noch in den Ästen der Bäume, weil unter ihr kein fester Grund mehr zu finden war. Öffnete sich die Vegetation zu einem Flussarm hin, so fand sich nur menschenleere Einsamkeit. Sie ernährte sich von Fischen, die sie mit Pfeilen jagte und musste sich flink vor Krokodilen retten, die sich beim Bergen der Beute sie selbst als solche auserkoren. Lachend neckte sie in gefährlichem Spiel die urtümlichen Bestien und fühlte sich unbeschwert wie lange nicht mehr. Wieder einmal war sie erfolgreich und ließ sich auf einer kleinen Insel mit festem Boden nieder, um den rohen Fisch zu verspeisen.
Nur die linke Hand hatte Emet noch frei, als die Riesenschlange sich blitzartig um sie wand. Ihre rechte Hand hatte instinktiv zum Dolch am Gürtel gegriffen – und war nun vom Körper der Riesenschlange fest an ihre Seite gedrückt. Emet hatte den Hals der Schlange unterhalb des Kopfes gepackt und hielt den zischenden und züngelnden Rachen mit den schrecklichen Fangzähnen mühsam auf Distanz. Die Schlange wollte sich in Emets Hals verbeißen, während ihr Körper schon sein todbringendes Würgen begonnen hatte. Emets freie Hand konnte diesem nur aus Muskeln bestehenden Monster kaum etwas entgegensetzen. Ihre einzige Chance bestand darin, solange ihre Kraft noch reichte, den Kiefer der Schlange von ihrem Hals fernzuhalten und ihr die Kehle durchzubeißen, so wie Elian ihre Zähne immer als Waffe einsetzte. Und dabei durfte sie keinen Biss der Schlange ermöglichen. Emet hatte jetzt richtig Angst, Panik, denn sie war so gut wie wehrlos. Wohl nie in ihrem Leben war sie dem Tod näher als jetzt – und ihre Chancen standen nicht gut. Sie konnte kaum noch atmen und merkte, wie ihre Sinne schwanden.
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Eine haarige Hand fasste den Hals der Schlange unterhalb von Emets Faust mit festem Griff, zog ihn weg von ihr und eine zweite Hand trennte den Kopf mit einem scharfen Dolch in einen Schnitt vom Rumpf. In den konvulsivischen Zuckungen des Todeskampfes der Schlange wurde der Druck ihrer Muskeln noch schlimmer und Emet war atemlos gefangen, bis das Leben endlich aus ihrer Gegnerin wich. Ihr Retter beugte sich über sie und Emet versuchte, ihn im verschwommenen Nebel ihrer glasigen Augen zu erkennen. So ein Wesen hatte sie noch nie gesehen. Ein Gesicht wie ein Menschenaffe, aber eine gerade Körperstatur wie ein Mensch, doch über und über behaart, aber auch bekleidet und bewaffnet. Er hielt sich nicht damit auf, Emets staunenden Blick zu erwidern. Er stieß sanfte, kehlige Laute aus, die etwas Beruhigendes hatten und zerrte ihren Körper aus den Schlingen der toten Riesenschlange. Plötzlich war ein Mann neben ihm und half dabei. Er blickte Emet aufmunternd an, versicherte ihr, dass sie nicht mehr in Gefahr sei. Er bemerkte ihren ungläubigen Blick in Richtung des Affenmenschen. Er ist schon seit zwei Tagen dein Schatten. Wir wollten wissen, was dich in unser Reich führt und wie deine Absichten sind.
Allmählich kehrten die Lebensgeister in Emet zurück. Unmöglich! keuchte sie. Ich habe nie ein Lebewesen in meiner Nähe bemerkt! versuchte sie, ihre Ehre als Waldläuferin zu retten. Na, das sieht man ja an deinem Tänzchen mit der Schlange! spottete er freundlich. Mit der hast du dich also zum Spaß über den Waldboden gewälzt! Emet ließ sich resigniert und kraftlos wieder zurücksinken. Ist ja gut, ich war wohl wirklich unachtsam. Er schüttelte den Kopf. Die Affenmenschen sind wie Schatten. Wenn sie nicht wollen, erkennen selbst wir sie nicht Und bei den Schlangen ist es fast genauso, zumindest wenn man nicht von hier stammt. Woher kommst du?
Das ist eine sehr lange Geschichte. Ich bin Emet und jetzt gerade stamme ich aus einem Dorf von Waldbewohnern auf der anderen Seite des Berges, antwortete Emet schwer atmend. Du lebst bei den Cimbar? Gut, ein friedlicher Stamm. Ich bin lrmas und mehr verrate ich erst, wenn ich mehr von dir weiß. Emet zuckte die Schultern. Du hast wohl deine Gründe und ich kann nur sagen, ich bin dir zu tiefstem Dank verpflichtet. lrmas nickte. Wir nehmen dich mit in unser Lager, dann sehen wir weiter. Mittlerweile hatten sich mehrere Affenmenschen eingefunden und begannen, die Schlange zu zerhacken. Die schmeckt sehr gut! Das wird heute ein Festessen! Und dir wird sie besonders gut schmecken, Emet, wenn du sie isst und nicht sie dich! Alles schmerzte Emet, es waren keine Rippen gebrochen, aber das Atmen fiel ihr schwer. Der Krieger und die Affenmenschen trugen sie durch den Urwald, über Äste, durch Baumkronen in Schwindel erregender Höhe. Emet glaubte zu träumen, zu schweben, zu fliegen und verlor angesichts der unwirklichen Sicherheit dieser Wesen fern des Erdbodens bald ihren Schrecken vor dem Abgrund.
*
Wie die meisten Waldbewohner trug lrmas nur den Lendenschurz zum Schutz vor den Dornen und Waldläuferstiefel. Im Regenwald bewirkt Kleidung nur unangenehme und ungesunde Durchnässung. Er war braungebrannt, mittleren Alters trug sein dunkelbraunes Haar lang und mit einem Pferdeschwanz gebunden. Seinen Bartstoppeln nach zu urteilen, war er gut eine Woche unterwegs, von woher, hatte Emet noch nicht herausbekommen. Er hingegen hatte schon viel von ihr erfahren. Doch was hätte sie auch zu verbergen? Sie vertraute ihm, nicht grundlos, nachdem, was geschehen war. Verzeih meinen Spott nach deinem Kampf mit der Riesenschlange! bat er lachend. Die bruzzelte über mehreren Feuern im Lager ihrer Retter und schmeckte wirklich vorzüglich. Man erkennt an deiner Ausrüstung und an deinen Narben, dass du eine tapfere Kriegerin bist! Ich hätte ihr den Kopf abgebissen, wenn ihr mir nicht zuvorgekommen wärt! lachte sie mit frech gerecktem Kinn. Ach so! lenkte Irmas spaßend ein. Dann haben wir dich um einen triumphalen Sieg gebracht! Tut mir echt leid! Ach, das passt schon! gab sich Emet großzügig. Ich geb ja zu, sie war meinem süßen Schmollmund zu groß! Wer weiß, ob das nicht doch schief gegangen wäre! Dann bin ich ja beruhigt spöttelte Irmas erleichtert und bis herzhaft in den Braten.
Nach bestandener Gefahr fiel von Emet die Spannung ab und sie hatte eine fast mädchenhafte Freude an Scherz und Neckerei. Die erwies sich mit Irmas als äußerst heiter und sie lachten viel und rückten näher aneinander. Und dann kam der Moment, in dem Mann und Frau wissen, was beide fühlen und ersehnen. Emets Lippen näherten sich zaghaft den seinen und ihre Hand fuhr in seinen Nacken. Irmas beugte sich über sie und presste leise hervor. Du musst nicht aus Dankbarkeit dahinschmelzen! Ich bin euch dankbar, beruhigte ihn Emet. Aber ich schmelze nicht dahin! Ich schon, ergab sich Irmas und aus seinem Schurz reckte sich schon ein strammer Schaft, der weitaus weniger sich zierendes Kavaliersritual an den Tag legte. Komm, zog ihn Emet herab auf sich. Der kräftige Krieger beförderte sanft die Lust, die längst geweckt war ihr und trieb sie fernab männlichen Drängens in erregte Zuckungen. Weit hatte sie ihre Schenkel geöffnet und schließlich drängte sie sich seinem Leib entgegen, zog ihn in sich. Irmas stützte sich über sie, sorgsam bedacht darauf, ihren geschundenen Brustkorb nicht zu belasten und drang ein in sie. Laut, kehlig stöhnte Emet auf und schlang ihre Beine um ihn, küsste ihn wild, gab mit dem Druck ihrer Schenkel den Rhythmus vor.
Die Affenmenschen sahen sehr offenkundig vergnügt zu, gurrten hechelnd und schienen den Menschen die Liebesfreuden zu gönnen. Eine sehr sympathische Truppe, dachte sich Emet während Irmas' Stöße härter wurden und ihr Unterleib die Führung über ihr Denken und Fühlen übernahm. Irmas schien ausgehungert, denn er kam wirklich sehr schnell. Er bedauerte dies ihr gegenüber und küsste sich zwischen ihre Beine. Seine Zunge fand ihre Perle und er jagte sie hoch in ihr Glück. Emet kam laut und ihre Lustschreie wurden begleitet vom Chor der aufgeregten Affenmenschen. Den Liebesakt mit Publikum war sie ja gewöhnt, aber diese fröhliche Anteilnahme fand sie wirklich liebenswert. Als alle Kraft nun auch ihr wich, beruhigte sich die Schar ihrer Anhänger und Emet döste mit Irmas am Lagerfeuer ein.
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