Winterglut

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Winterglut

Winterglut

Jane

Wohlige Wärme hüllt mich ein. Durch die Fensterscheibe kann ich die Stadt in einer ungemütliche, stürmischen Nacht versinken sehen und erfreue mich an den brennenden Scheiten in meinem kleinen Öfchen umso mehr. Nie wieder möchte ich den Klang knisternden, knackenden, von den Flammen verzehrten Holzes gegen einen schnöden Heizkörper tauschen. Wer gibt heute seiner Heizung noch Namen. Meine Ofen haben alle einen, ob Leda, Freia, Odin oder Cora. Die kleinen Fehlstellen in der Emaille machen sie nur noch sympathischer.

Das steht nun die kleine Leda und heizt mir ein. Ich bin den ganzen Tag durch die windige Stadt gestapft und habe mir meine Portion Wärme verdient. Neben mir liegen noch etliche Bücher, die gelesen werden wollen, mich aber dann unweigerlich innerhalb weniger Minuten ins Lummerland schicken würden. Ich nehme mir vor, später mal spannende Fachliteratur zu schreiben. Langweilige Fakten in fesselnde Geschichten verpackt. Den wissenschaftlichen Anspruch werde ich einfach durch einen erhöhten Verkaufspreis erwirken. So funktioniert’s.

Momentan kann ich mich überhaupt nicht konzentrieren. Dieser Junge bringt mich völlig aus dem Konzept. Schöne Gesichtszüge, klare Augen, sinnlicher Mund. Daß Physiotherapeuten so gut aussehen müssen. So etwas läßt mich ja eigentlich kalt, mit den Jahren lernt man geistige Größe schätzen, aber dieser hier ist eine Augenweide. Und ich weide mich gern. Sechsmal gönnt mir die Krankenkasse das Vergnügen, sechsmal reichen bei weitem nicht aus.

Der Junge liest mit den Händen. Und wie. Mein Rücken flüchtet sich förmlich in seine Arme. Seine Finger finden jede Verspannung. Nun gut, momentan ist das auch nicht sonderlich schwer. Der Streß setzt sich gern in der Muskulatur fest. Bei mir besonders gern. Mein Rücken ist zur Zeit hart wie Kruppstahl und das kommt nicht vom Training. Aber diese Hände! Da schmilzt das härteste Metall.

Heute bin ich wieder geschmolzen. Bin eins geworden mit der Massageliege unter mir. Leder, Haut, wo ist schon der Unterschied? Meine klaren Gedanken sind dahin, die Konzentration liegt brach, die Nerven blank. Der Hopfentee von heute morgen war für die Katz, normalerweise legt der jede Libido lahm, nur momentan scheint die Wirkung ins Leere zu verpuffen.

Der Termin war für 18 Uhr angesetzt und schon am frühen Morgen donnerte mein Handy zur Erinnerung los. Ohne die Kalenderfunktion würde ich sicher irgendwo meinen Kopf vergessen. Ein Blick auf das Display und innerhalb von Nanosekunden haben sich meine kleinen Knospen aufgestellt. Neiiin, Mädel, ruuuhig bleiben, es ist nur eine Massage. Du sollst entspannen, nicht verspannen. Meine Nippel sehen das anders. Ich habe immer die Befürchtung, man sieht nach der Behandlung ihre Abdrücke im Kunstleder.

Dieser schöne Mann ist jünger als ich, geschätzte sechs bis sieben Jahre. Er strahlt eine Art Sorglosigkeit aus, die ich auch gern wieder zurückhaben möchte. Läuft durch die Gegend wie der Frühling persönlich. Mein Körper fühlt sich zu ihm hingezogen wie eine Stecknadel zu einem Riesenmagneten. Ich hoffe immer inständig, es möge nicht funken, wenn ich ihm die Hand reiche. Und dieses Lächeln, hab ich es schon erwähnt? Wenn er lacht, geht die Sonne auf.

Meine harten Knospen verschwinden den ganzen Tag nicht, es ist zum Verrücktwerden. Sanft und leise reiben sie über all die langen Stunden an der Wäsche und senden kleine Signale Richtung Becken, Kopf, sie legen die Synapsen für andere wichtige Angelegenheiten lahm und wirken wie eine Berliner Erste-Mai-Straßenblockade in meinem Hirn. Man! In dem Totalchaos zwischen meinen Klamotten habe ich die Suche nach einem BH aufgegeben. Das macht es nicht einfacher, oben ohne sensibilisiert. Mein Sessel ist mein Kleiderschrank, aber das kennt man ja von den Frauen.

Früher habe ich eher etwas ungläubig die Artikel gelesen, die behaupteten, daß sich mit steigendem Alter bei Frauen die sexuelle Leistungsfähigkeit erhöht. Mit siebzehn meint man, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Ich muß meine Meinung wohl revidieren. Es stimmt und ich harre der Entwicklung, die noch folgen wird. Momentan ist diese Erkenntnis jedoch eher kontraproduktiv. Ich sehne mich ein wenig nach einem durchgeplanten Tag ohne daß mein Körper die über die Jahre immer mehr intensivierten Bedürfnisse ausleben will.

Wo war ich eigentlich stehengeblieben? Ja, bei den stehengebliebenen Nippel. Und dem vakuumähnlichen Zustand im Kopf. Wie soll ich denn so den Tag überstehen? Im meiner Beckengegend hat sich wie auch immer ein Schwarm Schmetterlinge eingenistet. Ob die nicht den Weg nach draußen finden? Sie toben sich dort unten gerade ungestüm und ohne jedes Konzept durch, ziehen kreuz und quer ihre Kreise. Ich kann sie förmlich beobachten, überall wo sie vorbeikommen, werden sie von einer ganz leichten Gänsehaut begleitet.

Auf dem Weg zum Frühstückseinkauf bemerke ich die Konsequenzen, die sie angerichtet haben. Langsam, gemählich und stetig macht sich eine leichte Feuchtigkeit in meinem Höschen bemerkbar. Das kann doch nicht wahr sein. Es ist früh am Morgen, eigentlich funktionieren da nur die wesentlichen, lebenserhaltenden Funktionen und nun werden diese auch noch von einem auf Hochtouren arbeitendem Becken ausgeknockt. Ich versuche, an mein bevorstehendes Prüfungsthema zu denken und laufe dabei fast gegen eine Straßenbahn. Der Fahrer regt sich übertrieben auf, macht eine Scheibenwischergeste, ich zeige ihm dafür mit einem Kleinstabstand zwischen Daumen und Zeigefinger die von mir geschätzte Größe seines besten Stücks. Damit sind wir quitt und ich bin ein wenig abgelenkt.

Den restlichen Tag versuchen meine Gedanken ihre Zeit zwischen meinen Schenkeln zu verbringen. Eine kalte Dusche zeigte für etwa 15 Minuten das gewünschte Resultat. Danach ist alles beim alten. Ich habe mich für Wassersparen entschieden und versuche mich damit abzufinden. Ich bin heißgelaufen, daran ist wohl nichts zu ändern.

Punkt sechs stehe ich nun wieder vor dem goldgelockten Jüngling und versuche mein Becken davon abzuhalten, Funken zu versprühen. Contenance, der arme Junge kann nichts dafür, daß ich wahrscheinlich gerade mitten im Eisprung stecke. Nichts anfassen! Also liege in wieder auf dem kühlen Kunstleder, frage mich wie meine weiße Haut auf dem dunkelgrün unter mir wirkt und wieso jede seiner Berührungen eine heiße Spur auf jeder Faser meines Körpers hinterlässt. Wohliges Brummen meinerseits wird mit verstärktem Druck seinerseits beantwortet. Ich zerfließe, schmelze, vergehe.

Stelle mir vor, daß seine Hände nicht am Steißbein haltmachen, daß sie weiter abwärts wandern, daß sie beginnen, sanft meine Pobacken zu streicheln und zu kneten. Daß er dann langsam mit diesen wohltuenden Händen zwischen das feste Fleisch fährt und in meine Feuchtigkeit eintaucht. Daß er mit denselben ruhigen, kreisenden Bewegungen tief in mir diese nasse, nach ihm lechzende, lustvolle Spalte erkundet, reibt, krault, stößt und aufheulen läßt, daß ich unter seinen Händen seufze, stöhne, zucke, mich winde.

Unwillkürlich muß ich schwer aufatmen. „Alles in Ordnung?“ fragt er. Natürlich, „Alles bestens“ sage ich. Die halbe Stunde ist um und mein Körper klebt schwer wie Blei auf der Unterlage. Auf dem Heimweg nehme ich mir vor, mich heute abend ernsthaft mit meiner Pflaume zu unterhalten. Eine Zusammenarbeit wäre ja wirklich nicht schlecht.

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