Wortlos

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Joe Ann Sorell

Vielleicht ist es es Frage des Alters. Vielleicht auch einfach eine Frage der Abstinenz. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass ich früher schon durch die Stadt gelaufen bin und mir bei jedem zweiten Mann vorgestellt habe, wie es wäre, mit ihm ins Bett zu gehen. Na gut, mit ihm zu ficken. Zu rammeln. So richtig. Einfach so.
Je mehr man über Sex nachdenkt, um so erregter wird man, finde ich. Ich saß im Bus nach Hause, lehnte meinen Kopf ans Fenster, schloss die Augen, ließ mich durch die Großstadt schaukeln und gab mich völlig meinen Phantasien im Kopf hin. Es war ein lauer Sommerabend und warm im Bus. Wirre, erregende Bilder, pumpende Leiber, aber wenig Konkretes gaukelte durch meine Vorstellungen. Als der Bus hielt, öffnete ich die Augen und sah direkt in die stahlblauen Augen eines amüsiert dreinblickenden Mit-Dreißigers. Sonnengebräunt, Ohrring, Pferdeschwanz. Er lächelte. Breit. Und hob leicht seine linke Augenbraue an. Ich sah weg, aus dem Fenster, rutschte auf meinem Sitz hin und her und dachte nur: "Zum Glück weiß er nicht, woran ich gedacht habe..." Nach kurzer Zeit wanderte mein Blick zu ihm zurück. Er sah mich noch immer an. Lässig lag sein Arm auf der Sitzlehne, die Beine etwas von sich gestreckt und dann dieser Blick.
Ich weiß nicht warum, aber langhaarige Männer machen mich einfach an. Vielleicht die alte Frauenphantasie vom wilden Piraten, vielleicht auch nur weil der Mann, mit dem ich den bis dahin besten Sex meines Lebens hatte, lange Haare hatte. Der Typ mir gegenüber besaß dieses gewissen Etwas, dieses Selbstbewusstsein, das ihm aus allen Poren drang. Wahrscheinlich ist er dumm, dachte ich, bestimmt spricht er grässlichen Dialekt, wenn er denn Mund aufmacht. Er lächelte weiter. Er roch gut, ein vager Hauch von Aftershave.
Ich setzte mich gerader hin, brachte mein Dekolletee in Position. Wir sahen uns noch immer in die Augen. In der nächsten Kurve landete sein Jeansbein an meinem nackten Bein. Wie ein Stromschlag und ich dachte "ich will diesen Mann". Dann hielt der Bus und er stand auf. Er sah mich an und meinte nur: "Kommst Du mit?"
Ich stand auf, wie in Trance, und stieg vor ihm aus dem Bus. Seine Hand lag leicht auf meiner Hüfte. Draußen dämmerte es bereits und die schwere Schwüle des Tages war einem leichten Abendwind gewichen. Ich spürte seinen Arm auf der Schulter, er dirigierte mich. Wir sprachen nicht, während wir nebeneinander die Straße entlang gingen, nur seine Hand streichelte mich sanft im Nacken und an den Schultern. Es war nicht weit. Ein Mehrfamilienhaus, Altbau, Fahrräder und eine schwere Harley im verlassenen Hof. Er steckte den Schlüssel in die Haustür, schloss auf und drehte sich zu mir um. Ich sah ihn an. Ich war verwirrt, aufgeregt und sehr erregt. Langsam hob er die Hand, schob meinen Träger über die Schulter und umfasste meine entblößte linke Brust. Sein Daumen spielte mit meiner harten Brustwarze und er sagte: "Ich will Dich ficken."
"Wie furchtbar vulgär", sagte mir mein Verstand und gleichzeitig kroch das Wort wie eine heiße Welle über meine Haut und beschleunigte meinen Atem. "Ja bitte", hörte ich mich selbst sagen. Er lächelte, zog mich an sich und begann meinen Hals zu küssen, zu saugen, zu lecken. Ich stöhnte leicht und ließ zum ersten Mal meine Hände über seinen Rücken gleiten. Warm, muskulös. Dann biss er zu. Es tat weh, ein bisschen. Gleichzeitig schoss ein Impuls aus unglaublicher Erregung durch mich durch. "Hab keine Angst" flüsterte er mir ins Ohr, während seine heiße, feuchte Zunge mein Ohr erkundete. "Du wirst es genießen", sagte er. Dann richtete er sich auf, stieß die Haustür auf, packte mein Handgelenk und zog mich in meinem halbausgezogenen Zustand hinter sich her in den dunklen Hausflur.
Er stieß mich nicht völlig unsanft gegen eine der Wohnungstüren und schob mir den zweiten Träger über die Schulter. Meine Arme steckten nun effektiv fest, während sich ihm meine nackten Brüste entgegenreckten, die Brustwarzen bereits völlig hart vor Erwartung. "Wie geil" sagte er leise und begann, kräftig meine Brüste zu massieren, während er seinen Unterleib mit einer mehr als deutlich spürbaren Beule an mich drückte. Ich bog meinen Rücken durch und begann leise zu wimmern, als er den Kopf herab beugte und an meinen Brustwarzen saugte und knabberte, während seine Hände den Weg unter meinen Rock gefunden hatten und meine Pobacken kneteten.
Langsam kamen von oben Schritte die Treppe herunter und ich erstarrte. Er sah mir in die Augen und grinste als er langsam meinen Rock vorne hob und seine Finger auf Erkundungstour gingen. In diesem Moment wusste ich, dass es mir sogar lieber wäre, in dieser Position entdeckt zu werden, als dies nicht zu Ende zu bringen. "Sag bitte", meinte er leise. Ich sah ihn an. Die Schritte kamen näher. "Bitte... drinnen!" sagte ich. Er schloss die Wohnungstür auf und schob mich hinein. "Bleib hier stehen und rühr Dich nicht!" sagte er und verschwand in einem der Zimmer.
Ich stand im dämmrigen Wohnungsflur, unfähig mich zu bewegen, unfähig zu denken, voller Erregung. Mein Verstand befand sich irgendwo draußen vor der Wohnungstür und ich wusste, ich würde alles zutiefst bereuen, sobald ich ihn hereinließ. Auch Angst schwebte vage im Raum, aber vorherrschend war die Bereitschaft, mich auszuliefern. Komplett. Die Kontrolle in diese noch immer namenlosen Hände abzugeben und abzutauchen in Schwärze.
Kerzen, überall Kerzen, ein breites schwarzes Gitterbett und schemenhafte Bilder an den Wänden. Leise, gleichförmig düstere Hintergrundmusik, ein Hauch von Sandelholz in der Luft. Ich fand mich auf dem Bett in Handschellen wieder, wand mich unter seinen kundigen Händen, seiner Zunge, spürte kühle Metallketten auf meiner Haut, warmen Atem. Ich überließ mich ihm, spreizte die Beine, reckte meine harten Brustwarzen seiner Zunge entgegen, soweit es die Fesseln zuließen. Ich stöhnte, winselte und genoss.
Ich fand mich auf den Knien wieder, sein Schwanz tief in meinem Mund. Ich lutschte. Ich saugte. Ich wollte jeden Millimeter seines Schwanzes mit meiner Zunge erforschen. Sein Geruch war angenehm, sein Geschmack ebenfalls und obwohl ich nicht begriff, wie ich es genießen konnte, mit gefesselten Händen nackt vor einem wildfremden Mann auf den Knien zu liegen, machte es mich völlig wild, wenn ich ihn stöhnen hörte.
Ich weiß nicht, wieviel Zeit verging. Es war schon lange dunkel und noch immer waren wir ineinander verkrallt, pumpende Leiber, nur danach trachtend uns noch tiefer, noch härter und dann doch plötzlich wieder ganz anders an den Rand der Ekstase zu bringen. Seine Zunge, seine zwei Finger in zwei meiner Körperöffnungen, meine Orgasmen. Dann sein zuckender Schwanz tief in mir drin. Er kam schließlich mit einem tiefen Stöhnen, das wie gequält aus ihm herausbrach.
Später dann lagen wir beide völlig erschöpft auf dem Bett, noch immer schwitzend. Ich starrte ohne zu sehen auf ein Bild an der Wand und spürte seinen warmen Atem im Nacken, eine unerwartet zärtliche Hand, die meine Schulter streichelte. Ich fühlte mich unendlich leer. Ich fragte mich, wie endgültig mich diese Begegnung verändert hatte. Gab es sie denn überhaupt noch, die normalen Beziehungen mit den netten Männern? Würde ich zukünftig noch mit so etwas zufrieden sein? Oder hatte ich einen Blick in eine Welt geworfen, die mich von nun an immer in Versuchung führen würde? Die Hand auf meiner Schulter zog an der Bettdecke, breitete sie langsam über mich. Wir hatten noch keinen einzigen normalen Satz miteinander gewechselt.

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