Doch das Schicksal spielte mir wieder einen seiner Streiche...
...Ich füllte gerade das Wasser für meinen heimlichen Abgang in die Schläuche, als sich der Himmel schlagartig verdunkelte. Ein gewaltiger Sandsturm brach aus heiterem Himmel über die Oase herein. Er tobte drei volle Tage. Ich war sehr froh, dass ich mich nicht wenige Stunden früher zur Flucht entschieden hatte. Das wäre mein sicheres Ende gewesen.
Als sich das Unwetter endlich gelegt hatte, war die Oase nicht mehr wiederzuerkennen. Die kleinen Obstbäume waren vollständig unterm Sand verschwunden. Das Wasserloch war nicht mehr aufzufinden. Einzig die geborstenen Stämme der großen Palmen, die dem Besucher des Quells den ersehnten Schatten spendeten, ließen seine Lage noch erahnen.
Als Ben-Jur aus seiner Hütte trat und diese buchstäbliche Verwüstung sah, traf ihn auf der Stelle der Schlag. Er starb noch in der selben Stunde in meinen Armen.
Ich hatte meinen Lebensretter gerade erst begraben, als ich in der Ferne eine Karawane erblickte. Ich hatte die Wüste kennen gelernt und glaubte zunächst an eine Luftspieglung. Doch eine halbe Stunde später konnte ich bereits den Schweiß der Kamele riechen. Und die waren prächtig geschmückt...
Eine augenscheinlich königliche Reisegesellschaft trottete auf mich zu; ...vom Sturm überrascht und halb verdurstet. Aber der einheimische Reiseführer fand immer Wasser...
Doch zum Schrecken aller Beteiligten war das letzte Wasserloch vor Babylon nun auch noch trocken gefallen
„Der König ist durstig. Grabe bis du wieder auf Wasser stößt, oder meine Lanze stößt dir mitten ins Leben,“ ...Befahl mir der breitschultrige Offizier der königlichen Garde.
Auch wenn ich diese Selbstverständlichkeit des Befehlstons und den Mangel an Respekt nicht mochte. Ich sah aus wie ein einfacher Bauer. Und die scharfe Klinge auf meiner Brust hatte sogar schon mein Hemd zerschnitten. Ich fühlte sogar schon etwas Blut...
Ich wollte mir keine Gedanken machen, über die Größe und Wichtigkeit des Reiches dieses Königs. Der Lanzenstahl sprach schließlich Bände.
Wahrscheinlich handelte es sich um einen dieser recht zahlreichen Stammesfürsten (jeder zweite nannte sich da großspurig König), die jährlich auf dem Weg nach Babylon waren, oder von dort zurück kehrten, um dem wahren Herrscher ihren Tribut zu zollen.
(Ich konnte nicht ahnen, wie sehr ich mich irrte)
Dieser hatte sogar seine Königin dabei. Oder handelte es sich vielleicht gar um seine Tochter und sie war Teil des Tributes? Auf jeden Fall war sie deutlich jünger als der „Karawanenfürst“. Und viel hübscher noch dazu. ...um nicht zu sagen, es handelte sich um eine ausgesuchte Schönheit. Wie konnte es auch anders sein?...
Der Offizier hätte mich auch ruhig höflicher um Wasser bitten können. Denn selbstverständlich würde ich dieses schöne Geschöpf nicht verdursten lassen. Nur weil ich arm, schmutzig, und reichlich staubverklebt erschien, musste man mich ja nicht wie einen Straßenköter vor ihr demütigen. Seit meiner Tage als Steinbruchsklave war ich da etwas empfindlich.
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