Die Wüstenblume

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Die Wüstenblume

Die Wüstenblume

Peter Hu

...Doch leider auch unbewaffnet. So musste ich die Kröte also schlucken
So grub ich denn schnaufend die Quelle frei und ignorierte die Uniformierten. Bald sammelte sich schon schmutziges Wasser in meiner Grube. Die Soldaten waren inzwischen damit beschäftigt, ein großes Rundzelt für den „Wüstenkönig“ aufzuschlagen.

„Dieses Wasser konnte man wirklich nur den Soldaten, ...und insbesondere ihrem arroganten Offizier anbieten“, … ging es mir durch den Kopf

Selbstverständlich lagen meine Wasserschläuche noch immer in ihrem Versteck bereit. Einen davon würde ich gern opfern, um mir die Gunst der schönen Prinzessin zu erschleichen. ...Und vielleicht auch, um mich ein wenig beim König einzuschleimen.
Dieser zeigte sich aber weniger dankbar, als ich erwartet hatte...

„Warum hast du den Schlauch nicht gleich zu mir gebracht?“ ...herrschte er mich an, als sei es die größte Selbstverständlichkeit, dass ich mein Wasser mit ihm teilte. Um ein Haar hätte er mich auspeitschen lassen. Doch während er gierig soff, und die Hälfte gar verschüttete, hatte er mich augenscheinlich schon vergessen.
Seine Begleiterin freilich, schenkte mir ein süßes Lächeln, während sie artig auf die Reste wartete. Sie füllte sich einen silbernen Kelch damit und genoss in kleinen Schlucken, wie es sich gehörte.

Ihr Schleier verrutschte. Und das gewiss nicht so zufällig, wie es erscheinen musste. Zu meiner Überraschung kam langes, dunkelblondes Haar zum Vorschein, wie es in meiner Heimat recht häufig anzutreffen war. Aber bei den hiesigen Wüstenbewohnern habe ich diesen Ton noch nie gesehen. Erst jetzt fielen mir auch ihre großen, wasserblauen Augen auf. Dazu diese auffällig fein gemeißelten Gesichtszüge.
Für mich kein Zweifel: Diese schöne Frau konnte nur eine Griechin sein. Mit Sicherheit war sie also nicht des Königs Tochter. Denn nichts an ihr erinnerte an seine harten, scharfen Raubvogelzüge.
Wieder lächelte dieses wundervolle Geschöpf so unglaublich freundlich. Ihr Götter, ...was für wundervolle Augen... Ich versank tiefer und tiefer in ihrem Glanz. Tiefer, als es gut für mich sein konnte. Schließlich hatte ich seit langem keine Frau mehr gehabt.

Das ist wohl auch dem Fürsten aufgefallen. Denn aus seinen Augen sprach die pure Mordlust, als er mich harsch aus dem Zelt wies.
Ich mochte ihn vom ersten Augenblick an nicht. Darum wollte ich ihm auch Hörner aufsetzen. Die längsten, die ich finden konnte...

...In den Abendstunden hatte sich auch das Sediment im Wasserloch gelegt. Die Soldaten taten sich an den kargen Lebensmittelvorräten des verblichenen Ben-Jur gütlich. Der fremde König brütete grüblerisch versunken über irgendwelchen Aufzeichnungen und hatte keine Augen mehr für anderes. Seine Sorgen, ...mein Glück...

Ich hielt mich schön weit abseits des Feuers, um nicht irgend jemandem aufzufallen, der mich am Ende noch vermissen konnte. Während ich noch mißmutig auf meinem kargen Brei kaute, legte sich plötzlich eine feingliedrige Hand auf meine Schulter.
Die junge Zofe der Königin bat mich artig um ein paar Eimer frischen Wassers. Denn nun war die Quelle ja sauber, und ihre Herrin brauchte dringend ein frisches Bad, nach den grässlichen Entbehrungen der letzten Tage. Die Zofe lächelte und zwinkerte mir zu. Erst glaubte ich, sie wolle etwas mit mir anfangen. Und sie wäre auch keine schlechte Wahl gewesen...

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