Es kam nicht selten vor, dass einer solch unliebsamen Konkurrentin das Gesicht mit den Krallen bearbeitet wurde. Es waren der Stadtwache auch Fälle bekannt, in denen es die Unglücklichen in einer dunklen Gasse erwischt hatte. Dann blieb es nicht bei den Krallen im Gesicht. Da konnten durchaus schon mal Knüppel, oder gar Klingen zum Einsatz kommen, die den begehrtesten Attraktionen der missliebigen Konkurrenz ein paar unverkennbare Schmisse beibrachten...
Aber gerade diese Gefahr machte unsere junge Königin ja so heiß. Zudem verließ sie sich letztendlich auf meinen Schutz.
Ich war einige Minuten im Vorsprung und saß bereits bei einem lauwarmen Bier, als ich den Lärm auf der Straße vernahm.
Sybille hatte sich in der Verkleidung eines Botenjungen durch die Gassen geschlichen. Die Kapuze des Umhangs tief ins Gesicht gezogen. Auf den Letzten Metern hatte sie die Verkleidung abgestreift und lässig über den Arm geworfen, um die Straßendirnen schulterfrei zu provozieren. Der Rest ist Geschichte...
...Ihr dunkelblondes Haar war wild zerrauft. Die Augen glühten zornig. Das Adrenalin in ihren Adern verlieh ihr eine raubtierhafte Schönheit.
Gefahr hat etwas Erregendes. Und die junge Königin war süchtig nach diesem Kick. Auch ich konnte mich dieses Prickels schon lange nicht mehr erwehren. Meine Eier zogen sich kribbelnd zusammen. Mein Schlauch wurde zum Stab. Ich hatte sie schon durchs Fenster beobachtet. Schon allein, um ihr im Notfall zu helfen.
Drei mehr oder weniger hässliche Furien hatten sie kurz vor der Tavernentür angefallen und wollten meiner Königin den Zugang verwehren. Doch Sybille trug einen massiven, dornenbewehrten Spazierstock bei sich, wie es in jenen Tagen Mode war, um lästige Straßenköter zu verjagen...
Sie konnte sich keine ernsten Schmisse leisten. Denn im Palast durfte schließlich niemand etwas sehen. Darum kämpfte sie wie eine wahnsinnige Amazone...
Dennoch ging es nicht ohne ein paar Schrammen ihrerseits ab, ehe sich die Straßendamen endlich trollten.
…Dann stand sie mitten im Schankraum. Genüsslich ließ sie sich von den gierigen Blicken des anwesenden Gesindels verschlingen. Die Edelfrau in ihr, war wirklich nicht zu verbergen. Daran änderten auch die Kratzspuren auf der Schulter, und der kleine Schnitt am Unterarm nichts. Letzterer ließ sich gewiss durch einen kleinen Unfall im königlichen Rosengarten erklären…Die geilen Böcke jedenfalls, machten sich darüber keine Gedanken. Unverholen überboten sich die Kerle, während die königliche Hure sich wiegenden Schrittes präsentierte…
Dann landete sie endlich an meinem Tisch, um mir in reinster Hurenmanier ihre Dienste anzubieten. Wir feilschten laut um den Preis und fluchten dabei wie die Kesselflicker.
...„Was, nur zwei Silberstücke? ...und dafür soll ich nackt vor all den Leuten tanzen?“
...“Und du willst mich auch noch mitten auf dem Schanktisch nehmen, in all diesen Pfützen aus Sabber und Bier, ...vor all diesen ungewaschenen Säufern hier?“ ...schimpfte sie ungezügelt durch den Saal, wie die verdorbenste Gossendirne.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.