Ich hätte vor Scham im Boden versinken können. Das ging nun wirklich niemanden etwas an und einen Fremden schon gar nicht.
Marco sah mich ungläubig an.
“Das ist nicht dein Ernst?”
“Und ob. Du hättest mein Gesicht sehen sollen, als er damit ankam...”
Konnte sie nicht ein wenig leiser reden? Musste gleich der ganze Club unsere Geschichte erfahren?
“Das kann ich mir vorstellen. Ich jedenfalls hätte ziemlich sparsam geguckt.”
“Ich musste es ihm sogar umlegen und ihm dann noch beim Wichsen zusehen. Ich dachte ich bin im falschen Film.”
Tina bog sich vor Lachen. Tränen liefen ihr über die Wangen. Ich sah beschämt zu Boden.
“Wie soll das denn weiter gehen? Am Ende will er noch, dass ich ihn aus einem Napf fressen lasse.”
Tina wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Schön, ich hatte mir gewünscht, dass sie sich auf meine Kosten amüsiert, doch dass sie so viel Privates ausplaudern würde, war nicht vorgesehen.
“Aber wen interessiert schon, ob ihm das Spiel gefällt?”, fuhr sie fort.
“Er hat sein Halsband und seine Leine und jetzt möchte ich mal meinen Spaß haben. Wenn es ihm gefällt, dann ist ja alles gut - und wenn nicht...”
Sie lächelte mich kalt an.
“tja, ... dann hat er eben Pech gehabt. Schließlich zwingt ihn ja keiner, hier zu bleiben, nicht wahr?”
"Prima.", sagte Marco und nun grinste auch er mich überlegen an.
Seine Augen blitzten. Er führte etwas im Schilde. Es war ja klar, dass er früher oder später versuchen würde, Tina an die Wäsche zu gehen. Ich war gespannt, wie er das anstellen wollte. Sollte er es ruhig versuchen. Bei Tina würde er auf Granit beißen.
Plötzlich rief er in übertrieben beleidigtem Ton: "Jetzt muss ich aber protestieren Tina. Soll ich die Couch wirklich mit einem Wichser teilen? Das ist beleidigend. Willst Du mich etwa auf seine Stufe stellen? Er soll gefälligst in gebührendem Abstand auf dem Boden sitzen."
Ich schnappte nach Luft und sprang auf. Wir wussten alle, dass dies ein Spiel war, aber das gab diesem Idioten noch lange nicht das Recht, so mit mir zu reden. Tina riss mich unsanft an der Leine zurück aufs Sofa.
Marco blieb gelassen.
"Hallo, hallo", sagte er, "nicht so hitzig. Ich glaube dein Frauchen muss dir erst noch erklären, wie man sich vor Gästen zu benehmen hat."
Schon für diesen arroganten Ton hätte ich ihn verprügeln können. Hoffentlich gab Tina ihm nun endlich einen Dämpfer. Doch warum sah sie mich so vorwurfsvoll an?
"Und nun zu dir!” schrie Tina mit dem Ton einer Mutter, die ihren Sohn mit den Fingern in der Geldbörse ertappt hat, “was fällt dir eigentlich ein, unseren Gast durch deine Anwesenheit und dein ungezogenes Verhalten so zu beleidigen? Du wirst dich auf der Stelle entschuldigen und dich dann zu meinen Füßen auf den Boden setzen. Und pass auf, dass du keine Flecken hinterlässt!"
Ich schluckte und mein Gesicht brannte. Tina sah mich unbeeindruckt an und schimpfte weiter: "Na los du wertloses Stück! Runter mit dir, oder soll ich dir erst eine klatschen?"
Wieder holte ich tief Luft. Ich spürte die Erniedrigung als stechenden Schmerz in meiner Brust. Um eine Szene zu vermeiden, fügte ich mich. Ich murmelte eine Entschuldigung und hockte mich dann zu Tinas Füßen auf den Boden. Im Nachhinein gebe ich zu, dass mich diese Situation sehr erregte.
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