Zauberberg

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Leif Larsson

Den ganzen Tag schon lastete brütende Hitze auf dem Rummelplatz am Rande der Stadt. Der junge Mann hielt es in seinem überhitzten Kartenhäuschen kaum noch aus. Zwar surrten gleich drei altersschwache Ventilatoren um die Wette, doch sie verquirlten die heiße, abgestandene Luft nur ein wenig und brachten nicht den Hauch einer Erleichterung. Schwitzend hing er in dem alten, abgewetzten Bürostuhl und bemühte sich, sich so wenig wie möglich zu bewegen. Hin und wieder nuckelte er an der Mineralwasserflasche, die er in der rechten Hand hielt. Das Getränk schmeckte fad und abgestanden. Seufzend sah er auf seine Armbanduhr. Gleich war seine Schicht vorüber und er würde von Martin abgelöst werden.

Die Minuten bis zum Schichtwechsel zogen sich endlos hin. Noch einmal versammelte sich eine Besuchergruppe vor dem Schalterfenster. Er schob gerade die Eintrittskarten und das Wechselgeld durch den Ausgabeschlitz, als sich Martin durch das schmale Türchen in das Kabuff zwängte.
„Hallo Raul.“ grüßte er den jungen Mann freundlich. „Wie läuft´s heute?“
„Nicht berauschend. Es ist einfach zu heiß um die Nachmittagszeit. Heute Abend, wenn es abgekühlt hat, werden wieder mehr Leute kommen, schätze ich.“
Raul räumte seinen Platz und überließ Martin den quietschenden Bürostuhl mit der altersschwachen Federung.
„Mann, ist das stickig hier!“ beklagte sich Martin, dem bereits jetzt schon Schweißperlen auf der Stirn standen.
„Sei froh, dass du die Abendschicht hast.“ munterte Raul ihn auf. „In nicht mal einer Stunde sitzt du im Schatten, dann wird´s erträglicher.“
Er gab Martin einen aufmunternden Klaps auf die Schulter und verließ das Kartenhäuschen. Rasch bog er um die Ecke des Kristallpalastes in den beschatteten Bereich, wo die Zugmaschinen und die Wohnwagen standen. Er riss sich die verschwitzten Klamotten vom Leib und stellte sich unter die Campingdusche. Das lauwarme Wasser brachte kaum Erfrischung, spülte aber wenigstens den Schweiß von der Haut. Ohne sich abzutrocknen betrat er den Wohnwagen, den er mit Martin teilte. Aus seinem Spind kramte er ein weißes Muscleshirt, knielange, ausgefranste Jeans und frische Unterwäsche hervor. Mit den Fingern fuhr er durch die nassen Strähnen seines schwarzen Wuschelkopfes, schlüpfte in die marineblauen Segeltuchschuhe, schnappte sich seine Sonnenbrille und verließ den Wagen.

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