Zeilen wie ein Sommerregen

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Zeilen wie ein Sommerregen

Zeilen wie ein Sommerregen

Manuele

Die letzten Monaten ziehen wie ein Film an meinen Augen vorbei. Nein, nicht die Monaten, nur die Abende. Wenige Stunden. Eine Anreihung von Minuten, die mein Dasein veränderten. Leidenschaftliche Worte. Worte, die meine Sinne weckten und den Verstand ausschalteten. Diese Lust, diese unbändige Lust des Fühlens. Ja, ich war süchtig. Süchtig nach ihren Worten, die mich in eine andere Welt entführten. In eine Welt, in der es kein Gestern und kein Morgen gibt. In eine Welt, in der nur der Moment zählt. Der Moment, in der ihre Worte meine Gedanken erobern. Gedanken, in denen ich die Fantasie nicht nur in mir habe, sondern auch fühle. Fühlen. Ja, das war es was ich wollte. Ich wollte sie fühlen. Ihre Haut, ihre Haare, ihre Lippen. In Gedanken war ich immer bei ihr. Und ich war nicht nur bei ihr, ich war in ihr. Ihre Gedanken waren auch meine und ihre Gefühle lebte ich aus. Nie gab es eine Sekunde, in der ich mich ernsthaft dagegen gewehrt hatte. Viel zu schön waren die Augenblicke, in denen das Prickeln mich beherrschte. Das Prickeln, das in meinem Bauch begann und sich langsam ausweitete. Solange, bis es Besitz von jedem Winkel meines Körpers ergriffen hatte und mich vollkommen ausfüllte. Das war es, was ich so genoss. Das war es, was ich brauchte.
Begonnen hatte es wie ein warmer Sommerregen im August. Es gab einzelne Zeilen, die anders waren als sonst. Zeilen, in denen etwas mitschwang. Diese Zeilen berührten mich, wie ein Regentropfen. Der erste Tropfen traf meine Lippen, setzte sich auf ihnen fest. Ich nahm ihn dankbar auf, ließ ihn dort verweilen, genoss seine Berührung und umspielte ihn sanft mit meiner Zunge. Das war der Auftakt, der Auftakt zu einem wahren Regenguss. Ein Tropfen nach dem anderen setzte sich auf mich nieder. Bei jedem Tropfen war ich aufs Neue überrascht. Erschrocken, über die Intensivität der Gefühle. Doch gierig nahm ich jeden der Tropfen auf, waren sie doch die Nährstoffe meiner Träume. Die Tropfen berührten mich nur ganz zart, streichelten mein Gesicht, meinen Hals, meine Brust. Unterdessen wuchsen die Träume und Fantasien. Sie wuchsen bis zu einem Punkt, an dem es plötzlich kein Zurück gab. Hätte der Regen aufgehört, ich wäre eingegangen. Gespannt erwartete ich den Schauer, der über mich hereinbrechen würde. Der Schauer, der alle Rückstände des Alltags von mir waschen würde. Ich wusste nicht wann der Schauer über mich kommt, doch ich freute mich auf diesen Moment.

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