Irgendwie bin ich schon ein bisschen stolz darauf, dass ich es nun endlich geschafft habe. Immerhin hat es mich meinen ganzen Urlaub und eine Menge Schweiß und Anstrengung gekostet, aber jetzt bin ich fertig. - Sicher, die Idee stammt von Dorothea, sie ist nun mal die kreativere von uns beiden, und auch die Detailplanung stammt von ihr. Aber bei den Ausschachtungen und den Bauarbeiten hat mir niemand geholfen, wäre ja noch schöner...
Einmal haben die Nachbarn gefragt, wo denn der ganze Mutterboden und der Bauschutt herkämen. Meine Angebetete hat ihnen erklärt, wir bauten eine neue Terrasse, und das stimmte ja auch. Die alte Terrasse war ohnehin zu klein, außerdem waren die Sichtbetonplatten im Laufe der Jahre auch nicht gerade ansehnlicher geworden. Und nachdem ich erst einmal die Wand im Wäschekeller durchbrochen und mit der ganzen Schachterei angefangen hatte, bot sich die Idee mit der Terrassenvergrößerung geradezu an. Kommt ganz schön was zusammen, wenn man da plötzlich einen neuen Keller bauen will, auch wenn er nur gerade einsachtzig hoch ist und ungefähr zwei mal zwei Meter im Quadrat.
Dorothea ist natürlich in Urlaub gefahren, drei Wochen in die Karibik. - Als sie dann sah, dass ich mit dem Buddeln nach diesen drei Wochen immer noch nicht fertig war, musste ich ihren Lieblingssessel in den Keller stellen, von dem aus sie dann aufpasste, dass ich nicht „einschlief bei der Arbeit“, wie sie das nannte. Da lag sie, las ein Buch und sah mir zu, und wenn ich ihrer Meinung nach zu langsam wurde, gab es welche mit der Teppichpeitsche. Die hat sie aus dem Haushalt ihrer Eltern mitgebracht, vierundzwanzig Schnüren aus ziemlich dickem Leder und etwa fünfunddreißig Zentimeter lang. Ich musste mich über unseren alten Sägebock legen, und ich habe ganz schön geschrieen dabei. Aber vielleicht wäre ich heute noch nicht fertig, wenn sie mir nicht auf die Sprünge geholfen hätte. Irgendwie war es auch nicht gespielt, wenn ich ihr hinterher immer aus Dankbarkeit die Hände geküsst habe...
Na ja, jedenfalls ist die ganze Sache jetzt ausgestanden. Dorothea hat wirklich an alles gedacht. Es gibt Wasser zum Waschen, eine Holzpritsche mit einer Strohmatratze und einer Decke, einen Klapptisch und einen Hocker, ein kleines Regal, auf dem mein alter Schwarzweißfernseher steht, daneben unser Campingklo. Am teuersten war die Überwachungskamera über der Tür. Meine Eheherrin kann mich jetzt sowohl aus dem Schlafzimmer wie auch aus dem Salon jederzeit beobachten, ohne dass ich etwas davon bemerke. Auch die Raumbeleuchtung, den elektrischen Türöffner und die Lichtanlage über der Tür kann sie von dort aus bedienen. „Grün“ bedeutet: Komm sofort hoch; „Rot“: Aufenthalt außerhalb dieses Raumes verboten und „Weiß“: Fertigmachen zum Ausgang.
Nein, in den oberen Räumen halte ich mich jetzt nur noch zum Saubermachen auf und wenn sie sonst irgendwelche Befehle für mich hat. Meistens zeigt die Lampe „Rot“. Ich sitze dann auf meinem Hocker und habe das Gesicht der Kamera zugewandt. Abends darf ich fast immer fernsehen. Es geschieht wirklich ganz selten, dass ich Fernsehverbot habe oder dass sie das elektrische Licht in meinem Zimmer nicht anschaltet. Letzte Woche allerdings habe ich von Freitagabend bis Sonntagnachmittag im Dunkeln gesessen, natürlich auch ohne Fernseher. - Am Donnerstag hatte sie zusammen mit ein paar Freunden die Einweihung der neuen Terrasse gefeiert. Als die Gäste dann schließlich gegangen waren, ging die Lichtanlage auf Grün: Aufräumen und Saubermachen, das war meine Aufgabe. Meine Herrin war mit dem Verlauf der Fete und wohl auch mit meiner Arbeit durchaus zufrieden, und ich durfte mir einen großen Napf voller köstlicher Essensreste und ein paar halbvolle Flaschen Mineralwasser aus der Küche mit nach unten nehmen. - Leider ist sie dann anschließend fürs Wochenende mit ihrem Liebhaber weggefahren. Sie muss mich wohl einfach vergessen haben, denn Grund für eine Bestrafung hatte ich ihr ganz gewiss nicht gegeben.
Für meinen nächsten Urlaub hat Dorothea schon neue Pläne. Da wir eine Erdgasheizung bekommen, werden wir den Öllagerraum nicht mehr benötigen. Ich soll ihn nach ihren Plänen schalldicht machen, einige Haken und Balken anbringen und einige Geräte aus einem Katalog nachbauen, den sie mir kürzlich gezeigt hat. Sie träumt offenbar von einer Art „Fitnessraum“ für mich, und natürlich freue ich mich schon sehr darauf, ihr auch diesen Traum verwirklichen zu dürfen...
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