Zur Rache verführt

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Zur Rache verführt

Zur Rache verführt

Saltena

Marion schaute hinüber zu Jan. Er lehnte sich an den Rahmen der Küchentür und hielt ein Glas Wein in der Hand. Sie konnte verstehen, wenn er etwas genervt auf Petra und sie sah. Seit gut zwei Wochen tauchte die Freundin regelmäßig auf und klagte ihr Leid. Sie war dahinter gekommen, dass ihr Freund Felix schon seit längerem fremdging. Dies war leicht für ihn, da er unter der Woche auswärts arbeitete. Doch dann hatte eine der Geliebten Petra angerufen und ihr erzählt, dass sie bereits die dritte abgelegte sei. Seither schwankte diese zwischen Zorn, Eifersucht und Rache. Sie malte sich aus, dass sie ihn verließ – was sie gleichwohl nicht in Angriff nahm. Rache wollte sie nehmen und ihn auch nach Strich und Faden betrügen – auch hier war der Wunsch Vater des Gedankens. Marions spielerischen Vorschlag, dass sie sie gerne bei einem Kneipenbummel begleite und aufpasst, dass sie sich einen richtigen Mann angelt, hielt sie ein „zu kompliziert“ entgegen. So blieb also nur die Wohnung der beiden, in der sie ihre Wut ablassen konnte. Dass Jan diese Besuche langsam auf die Nerven gingen, konnte sie verstehen. Auch sie hatte manchmal das Gefühl, ein Themenwechsel wäre für Petra viel besser. Doch diese brauchte nur ein paar Momente, um sich wieder in Rage zu reden.

„Ich glaube, ich sollte dich von hinten vögeln, während du Marion leckst.“

Petra dachte, sie hätte nicht richtig gehört.

„Was sagst du?“

„Nun, seit Wochen sitzt du hier und erzählst uns, wie du dich Felix rächen willst. Ich habe langsam den Verdacht, dass du dies mit uns machen willst. Alles andere gibt keinen Sinn.“

Petra stutzte. Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Es stimmte, dass sie zurzeit kein anderes Thema kannte. Aber Jan war wohl verrückt geworden. Wie kam er denn auf eine solch absurde Idee? Sie sah ihn an. Lässig stand er am Türrahmen und schaute ihr ins Gesicht. Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. Sie konnte nicht sehen, ob er es ernst meinte. Allerdings wäre er durchaus in ihrem Beuteschema. Vor einigen Monaten waren sie zu viert – oh vergangene Zeiten – in der Sauna gesessen. Er mochte kein Adonis sein, doch war an ihm alles dort, wo es hingehörte. Auch als Liebhaber war er nicht schlecht, wenn sie Marion glauben konnte. Jedenfalls hatte sie in einer schwachen Stunde einmal geplaudert und noch heute könnte sie rot werden, wenn sie daran dachte. Aber Phantasie und Realität waren zwei Paar Schuhe und das hier war echt.

„Ist es wirklich so schlimm?“, fragte sie etwas ratlos.

„Nun“, mischte sich Marion ein, „es war schon ein wenig viel in der letzten Zeit. Doch dazu hat man ja Freunde.“ Petra atmete erleichtert auf.

„Allerdings würde ich nicht so weit wie mein lieber Jan gehen. Auch wenn du in deinen Rachegelüsten ein wenig heftig bist, geht bei ihm wohl die männliche Phantasie durch.“

Jan war wirklich zu dreist, dachte sie. Schließlich bekam er nur den geringeren Teil von den Gesprächen der Freundinnen mit. Gerade die heißen Details sparte sie auf, wenn sie miteinander sprachen. Doch Petra hatte in ihrem Zorn auf Felix schon gewaltige Sprünge gemacht. Von Verlassen, den Rechner schreddern und ähnlichen Racheaktionen war es dann zu Phantasien darüber gekommen, ihm die Seitensprünge mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Ausführlich hatte sie in den Szenen geschwelgt, wie sich ein One-Night-Stand um ihre Lust bemühen würde – und es Marion bis in die Kleinigkeiten geschildert. Natürlich hatten sie dabei gelacht und die Schraube weiter gedreht. Im Moment war es ein Dreier mit zwei Männern, den sich Petra in den wüsten Träumen ausmalte. So absorbierte sie ihre Wut und betrog Felix in Gedanken. Dass aber Jan das so trocken kontern würde, hätte sie nicht gedacht. Doch die Vorstellung kannte sie. Manchmal teilte sie mit ihrem Freund erotische Phantasien und dass dazu auch das Liebesspiel mit einer Frau gehörte, wusste sie. Doch bisher war die Dritte im Bunde meist gesichtslos. Bekannte spielten nie eine Rolle – bis jetzt. Jans Bemerkung würde diese Phantasie in Zukunft verändern, weil Petra in ihrer beiden Kopfkino wäre. War das aber so schlimm? Der Gedanke überraschte sie. Auf angenehme Weise, zu ihrer weiteren Überraschung. Marion war sexy und eigentlich kein Kind von Traurigkeit. Nur ihre augenblickliche Verfassung war daneben. Sie schaute hinüber zur Freundin, die immer noch perplex ausschaute. Marions Augen wanderten über den Körper, den sie natürlich aus der Sauna kannte. Doch ihr Blick schaute anders.

„Marion hat Recht. Da war wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens“, kam es von Jan. Doch er sah auch Marions Blicke. Die Art, wie sie die Freundin ansah, war anders und eindeutig sinnlich. Auch er sah das dünne Sommerkleid mit dem fließenden Stoff, die Pumps, in der die nackten Füße steckten. Die Spaghettiträger zeigten die Schultern und Ansätze der Brüste, die er kannte. Ihr Bild ließ ihn manchmal vergessen, dass sie Marions Freundin war und sich der Blick des Mannes damit eigentlich verbot. Aber was soll man machen? Petra strahlte mitunter eine elegische Sinnlichkeit, auch wenn dies zurzeit nicht der Fall war. Der Abend war für ihn gelaufen. Er sah noch einmal kurz zu Marion und stutzte. Das Blitzen in ihren Augen kannte er. Ihm war klar, dass ihre Phantasien jetzt nicht mehr die mit einer unbekannten Schönen als Dritte sein würden. Das hatte er verbockt.

„Das war wohl eine blöde Idee. Tut mir leid. Ich verzieht mich mal nach drüben“, kündigte er seinen Rückzug an.

„Wieso?“, hörte er im Abdrehen. „Bin ich nicht attraktiv genug?“ Er zuckte, drehte sich um. Petra schaute ihn aus großen Augen an. Jan war völlig verwirrt. Dies waren die Momente, die er hasste. Was auch immer er sagen würde, er bewegte sich auf ganz dünnem Eis. Er schaute zwischen den beiden Frauen hin und her. Marion schien ebenfalls unschlüssig.

„Nein – Du weißt sehr gut, dass du gut aussiehst.“

Petra schaute immer noch auf Jan. Sie wusste nicht, ob sie der Hafer richtig gestochen hatte. Ihn zu fragen, war spontan gewesen. Dass er ihr ein Kompliment machte, war klar. Doch er sah ihr direkt in die Augen. Hoffte sie, dass er das Spiel weitertreiben würde. Es zog leicht in ihrem Bauch ob der Courage, vor der sie gerade ein wenig Angst bekam. Umgekehrt reizte sie das Spiel. Das hier wäre leichter als ein Aufriss irgendeines Mannes. Aber die Muschi von Marion lecken. Sie war doch nicht bi – oder doch. Ihre Gedanken purzelten durch die Gegend. Schwankend zwischen dem Reiz der Ungewissen und den Konventionen merkte sie, wie sie die Kontrolle über sich verlor. Fast war es ihr egal, was geschehen würde.

Jan schaute in zwei Augen, die völlig durcheinander waren. Ihm war nicht wohl bei dem Spiel, denn wenn er es zu weit trieb, würde keiner der Drei danach wissen, wie es weiterginge. „Der Sex steht immer zwischen ihnen“ hatte Harry in dem Film gesagt und im Moment hatte er das Gefühl, dass das schon jetzt der Fall war. Marion machte überhaupt keine Anstalten, die Situation leichter zu machen. Im Gegenteil, wie ihm ein Blick zu ihr hinüber sagte. Petra konnte es nicht sehen, doch seine Freundin war auf dem Sofa ein wenig nach vorne geglitten und lächelte. Sie schaute ihn so an, dass er im Normalfall wusste, dass sie in wenigen Minuten ihrer Lust freien Lauf lassen würden. Doch jetzt waren sie zu dritt. Hatte sie ihn leicht mit dem Kopf in Richtung Petra gewiesen oder spielten ihm seine Augen einen Streich.

„Los“, formten ihre Lippen stumm.

Sie glaubte es nicht. Hatte sie gerade ihren Freund bedeutet, dass er ihre Freundin verführen solle. Natürlich hatte sie den Mund geformt. Das „Los“ war eindeutig. Die Atmosphäre im Raum prickelte, seit Jan seinen Spruch losgelassen hatte. Marions Verwunderung war eindeutig, doch ihr gefiel das Spiel. Zwar wusste sie nicht, wohin es führen würde, doch sie ließ sich von der aufgeladenen Stimmung anstecken. Spätestens seit Petra nach dem Kompliment geheischt hatte, lag Erotik in der Luft. Das war kein pikantes Geplänkel mehr. Das wohlige Ziehen in ihrem Bauch machte ihr klar, wie sie die Ungewissheit genoss. Nicht ohne Grund hatte sie es sich etwas gemütlicher gemacht und war nach vorne gerutscht. Sie sah hinüber zu Jan. Der hatte sein Weinglas abgestellt und ging mit langsamen Schritten zu dem Sessel, in dem Petra saß. Beide schauten sich an, bis Jan sich hinter sie stellte. Langsam, wie in Zeitlupe, griff er nach den Schultern. Mit leichtem Druck zog er sie hoch, besser, sie stand seinen Händen gehorchend auf. Nun stand sie vor ihm. Marion schaute die beiden an. Jans Hände streichelten über die Schulter und die nackten Arme. Vorsichtig und tastend strich er mit den Fingern über

die Haut. Petra ließ sich nach hinten fallen und drückte die Schultern gegen seine Brust. Die Hände wanderten nach vorne auf den Bauch und streichelten ihn. Jan grub seinen Kopf in ihre Halsbeuge und flüsterte ihrer Freundin etwas ins Ohr.

„Ja, mach weiter.“

Die Antwort auf sein „Gut so“ war eindeutig. Petra roch gut und fühlte sich fantastisch an. Jan war inzwischen egal, wohin der Abend führen würde. Die beiden Frauen erregten ihn. Marion konnte er aus den Augenwinkeln sehen und die Art, wie sie sich in das Sofa schmiegte, kannte er aus vielen Vorspielen. Die Haut unter seinen Händen, unter dem dünnen Stoff des Sommerkleides war sanft und zart. Er mochte dieses Gefühl, wenn seine Finger über den weiblichen Körper tasteten. Er beschrieb Kreise über den Bauch, leckte von der Schulter hinauf bis zu ihren Ohren und blies vorsichtig in die Kuhle über ihren Schulterblatt. Der Druck der Schulter gegen seine Brust wurde stärker und er spürte, wie der Rest ihres Körpers folgte. Eng schmiegte sie sich an ihn. Geil wie er war, musste sie die Härte durch Kleid und seine Hose spüren. Sie legte ihren Kopf zurück.

Petra war irritiert. Die Hände streichelte sie mit einer Mischung aus Zärtlichkeit und Verlangen, die sie inzwischen heiß gemacht hatte. Seine Reaktion auf ihrem Hintern war ebenso eindeutig gewesen. Doch plötzlich schob Jan sie nach vorne. War er zu irgendeiner Vernunft gekommen, dann wäre es für sie eigentlich zu spät. Die Berührungen hatte sie genossen, jede einzelne. Und jetzt sollte Schluss sein? Vielleicht, so meldete sich eine Stimme aus dem Inneren, wäre es ja doch gut. Irgendetwas raschelte hinter ihr und sie traute sich nicht, sich umzudrehen. Da waren die Hände wieder da und zogen sie an sich. Sie spürte seine Haut an der Schulter. Jan hatte sein T-Shirt ausgezogen. Die innere Stimme mahnte sie, dass es jetzt ernst werden könne. Sanft zog Jan ihre Arme hoch, bog die Hände hinter ihren Kopf. Sie spürte die Finger, die den Arm hinab wanderten, den Reißverschluss unter ihrer Achsel suchten. Nun gab es kein Zurück mehr.

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