Zwei Wespen

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Zwei Wespen

Zwei Wespen

Anita Isiris

Noch drei Mal zuckte die Wespe mit dem Hinterleib. Dann schied sie dahin.

Wespen sind ausgesprochen hinterleibsbetonte Wesen. Sie entziehen sich unserer Sympathie, weil sie uns Menschen so ähnlich sind. Uns Frauen. Uns Frauen mit Wespentaille. Im Grunde gehört die Bezeichnung “Wespentaille” auf den Abfallhaufen der Geschichte. “Wespentaille" klingt nach eingezwängtem Frauenkörper, eingezwängt in ein formbetonendes Korsett. “Wespentaille” klingt nach oberflächlicher Atmung, damit Mann uns geil findet und möglicherweise wieder zu Leben erwecken kann, wenn wir bewusstlos dahin sinken.

Ich kurvte meinen Fiat Cinquecento elegant in die Parklücke und erklomm die steile Treppe, die an Buchsbäumen, Flieder und Clematis vorbei zum Hauseingang führte. “Donnerwetter”, dachte ich mir, wie jedes Mal, wenn ich an den üppigen Forsythien entlang ging. “Donnerwetter, so möchte ich auch mal leben.” Vermutlich war das rosa Sommerkleid, das ich trug, etwas zu gewagt für diesen Anlass – ein harmloses Treffen mit einem mir nahe stehenden Ehepaar. Sie hatten mich zu Grillwürstchen, Tomaten und Mozzarella eingeladen. Wenigstens mein Höschen war ebenfalls rosafarben, das Kleidchen alles andere als blickdicht. Ich kannte Bernds durchdringenden Blick. Doch, doch, er liebte seine Doris. Aber in seinem Kopf tobte womöglich ganz was anderes. Im Grunde war Bernd ein attraktiver Mann, und, oh ja, er war leidenschaftlich. Ich wusste, was er an mir mochte: Meine Wespentaille. Doris, seine geliebte Doris, verfügte über eine ebensolche – aber im Gegensatz zu mir war sie scheu und zeigte sich nicht gern. Im rosa Kleidchen, das ich an jenem Abend trug, wirkten meine Brüste grösser, als sie in Wirklichkeit waren. Dabei trug ich noch nicht mal BH.

Doris öffnete. Der mausgraue, kurzärmlige Pulli, den sie trug, hätte vielleicht zu einer Mittfünfzigerin gepasst, niemals aber zur zierlichen, 27 Jahre alten Doris. Sie wirkte etwas verstört, und ich ahnte, woran das lag. Bernd hatte mir einmal – in der Abwesenheit seiner Frau – erzählt, dass er es über alles liebte, mit ihr zu bumsen, wenige Minuten, bevor Besuch eintrudelte. Das Wissen um die Unmöglichkeit der Situation, das Wissen um die Tatsache, dass Besucher ab und an auch etwas früher klingelten als erwartet, dieses Wissen machte ihn kirre. Oh, wie Bernd es liebte, es seiner Doris von hinten zu besorgen, während sie im Spaghettitopf rührte!

Neben Doris wirkte ich an jenem Abend wie Lillifee – mal abgesehen von der Tatsache, dass ich – im Gegensatz zu dieser – längst nicht mehr minderjährig war. Immerhin trug Doris einen knielangen Rock, der ihren Hintern etwas betonte. Von der Wespentaille war aber bei mir mehr zu sehen als bei ihr. Wesentlich mehr.

Doris führte mich zur Pergola, wo ich herzlich von Bernd begrüsst wurde. Er machte keinen Hehl daraus, dass ich ihm gefiel in meinem rosa Kleidchen. “Mannomann”, sagte er, “Mannomann”. Das Grillfeuer knisterte bereits, Bernd entkorkte den Chianti und ich machte es mir gemütlich. Ich schlug die Beine übereinander und lehnte mich zurück. Das Kleidchen rutschte bis zum oberen Drittel meiner Oberschenkel zurück, was Bernd anscheinend nicht entging. Im Grunde wollte ich gar nichts von ihm – ausser natürlich, ihn zu reizen, ihn ein wenig heiss zu machen auf seine Doris. Diese klapperte in der Küche mit dem Geschirr und erschien wenig später mit einer enormen Risottopfanne. “Das sollen wir alles essen?” fragte ich spontan – und Bernd zeigte auf seinen Bauch, der sich unter dem violetten T-Shirt mit der silbernen Elektrogitarre abzeichnete. “Hunger”, sagte er. “Hunger”. Dass Bernd stets hungrig war, wusste ich aus Doris´ausführlichen Schilderungen. Sein Hunger erschöpfte sich aber nicht in physischer Nahrung. Bernd verschlang auch Bücher, alles Neue von Oliver Sacks, Martin Suter, Stephen King und Ingrid Noll, und er verschlang die schüchterne Doris. Nicht, dass er ihr jemals Gewalt angetan hätte, oh nein. Aber er nahm sie in jeder Lebenslage, jeder Stellung, auf- und unter jedem Tisch in der Wohnung, im Weinkeller, auf der Kühltruhe oder der Waschmaschine, auf dem Perserteppich, im Korridor, wie gesagt, beim Rühren im Spaghettitopf, und, natürlich, im Ehebett, dessen Kopfende von Statuen nackter griechischer Göttinnen geziert war. Götter kamen nicht vor in der Gedankenwelt von Bernd. Er war sein eigener Gott. Da hielt er es mit Udo Lindenberg: “Keine Götter über mir.”

Während des Essens unterhielten wir uns über Belangloses – und ich war ziemlich überrascht, als ich mit einem Mal Doris´Füsse an meinem Schienbein spürte. Sie plapperte fröhlich daher und erkundigte sich, ob ich noch ein wenig Risotto möchte. Dazu rieb sie an meinem Schienbein, was kein Zufall sein konnte. Was wollte sie mir mitteilen? Die an sich harmlose Geste nahm eine etwas unangenehme Wendung, weil ich feststellen musste, dass Bernd sich zurück lehnte und unter den Tisch blickte. Er verzog den Mund zu einem breiten Grinsen. Doris spielte weiter und legte wenig später ihre Füsse auf meinen Stuhl, zwischen meine Beine. Dort liess sie sie vorderhand ruhen. Ich liess sie gewähren und versah die Köchin mit verdienten Komplimenten.

Es wurde kühl, wir nahmen unsere Weingläser und gingen nach drinnen. Das Abendmahl war herrlich gewesen; ich mochte nichts lieber als Cipollate, Risotto und Sommersalat, fühlte mich innerlich warm und war glücklich. Doris kauerte sich auf die Couch, Bernd legte den Arm um sie. Ich setzte mich dem Paar gegenüber. Doris´Wespentaille war wirklich bewundernswert. Nichts, keine Pasta, kein Tirami Su, kein Chianti schien ihr etwas anhaben zu können. Keck drängten ihre Brüste gegen den mausgrauen Pulli, und ihr Gatte, fanatischer Liebhaber der italienischen Küche, küsste ihr rechtes Ohr. Durch die grosse Wohnzimmerscheibe schimmerte von draussen die Glut, der zunehmende Mond hatte eine etwas unwirkliche rötlich-orangene Farbe, und die drei Pappeln im Garten wiegten sich im Abendwind. Ich leerte mein Chiantiglas, freute mich auf den Espresso, aber auch auf mein kuschliges Bett zuhause.

Dann regnete es mit einem Mal in Strömen. Bernd legte Musik auf. Supertramp. Crime of the Century. Die zeitlosen Klänge stahlen sich in mein Herz, und ich ging mit Doris in die Küche, um den Tirami Su auf den florentinischen Porzellantellerchen zu verteilen. Bernd folgte uns und ich konnte spüren, dass er wohlwollend unsere Wespentaillen betrachtete. Meine war nicht ganz so schlank wie die von Doris, aber auch ich verfügte über diese männerverrücktmachende Figur. “Euch beide sollte man mal...” begann er einen Satz, den aber Doris mit einem Hustenanfall unterbrach. Wir machten es uns erneut gemütlich und analysierten die bizarre Situation in China, dessen Regierung in Lhasa Menschenverachtung übte, in Peking aber mit derselben Konsequenz dem Olympiaweltpublikum zulächelte. Bernd verfügte über die Eigenschaft, Gedankensprünge zu vollführen, die wohl nicht einmal er selbst nachvollziehen konnte. Von Dalai Lama zu den Tirami Su-Künsten seiner Frau bis zu Haute Couture gingen seine Gedankenzüge, und ich vermutete, dass der Chianti ihm einen Streich spielte.

Dann erhob ich mich, verabschiedete mich herzlich und eilte durch den Regen, der noch immer kein Bisschen nachgelassen hatte, zu meinem Cinquecento. Er sprang nicht an. Ich wusste, dass ich mit dem Kleinstwagen ab und zu Geduld üben musste – manchmal half auch Zureden. Der Abend (und mein Auto) schienen sich aber gegen mich verschworen zu haben. Mir blieb nichts anderes übrig als zu Bernd und Doris zurückzukehren. Sie luden mich spontan ein, über Nacht zu bleiben, was ich nicht ausschlagen konnte, obwohl ich mich viel lieber zuhause in meine frische rosa Bettwäsche gekuschelt hätte.

Der Chianti hatte mir viel stärker zugesetzt, als mir lieb war. Auch Doris schien mir ein wenig entspannter als sonst. “Komm mit in unser Bett”, kicherte sie. Ich fand das einen Moment lang albern und sah mich nach einer Gästeliege um. Es gab keine. Mir blieb also eine Nacht auf dem Perserteppich im Wohnzimmer, oder, etwas bequemer, im Ehebett der beiden, beschützt von den schneeweissen griechischen Göttinnen am Kopfende. Ich erkundigte mich nach einer Zahnbürste und zog mich kurz darauf aus, ohne mir viel dabei zu denken. Das rosa Höschen behielt ich an. Ich schlafe meistens oben ohne und sah keinen Grund, hier, in einigermassen vertrauter Umgebung, von dieser Gewohnheit abzuweichen. Doris alberte ein wenig rum und schleuderte ein Kopfkissen gegen Bernds Bauch, dieser konterte und packte sie an den Beinen. Ehepaare. Jaja. Ich kuschelte mich in die Laken, drehte mich zur Seite und wünschte den beiden eine gute Nacht. Ich lag zuäusserst, Doris kam neben mich zu liegen, mit Bernd zu ihrer Linken. Der Wind trieb sein Spiel mit den Wolken und ich wandte mich zum Fenster, um den Abendhimmel zu beobachten. Der Mond beschien die Pappeln, und der Wind rauschte. Ich war bereits zu müde um festzustellen, ob es nun der Wind war, der rauschte, oder ob es noch immer regnete. Dann fühlte ich die Hand von Doris an meinem Oberschenkel. “Was zum...” Ich fuhr auf. “Ganz ruhig, Elke, ganz ruhig”, flüsterte Doris und streichelte mich. Doris war nicht die erste Frau, die mich streichelte – beileibe nicht. Von ihr war ich mir spontane Zärtlichkeit aber nicht gewohnt. Ich erwiderte ihre Streicheleinheiten nicht und wartete ab, worauf sie hinaus wollte. Ihre Berührungen wurden inniger, intensiver, und sie drängte sich mit ihrem ganzen Körper an mich. Obwohl ich mich innerlich sträubte, erregte mich die Situation. Doris duftete. Ich wagte gar nicht erst, zum andern Bettrand zu schauen. Ob Bernd schlief? Ob er uns beobachtete? Er beobachtete uns. Er sass im Schneidersitz auf seinem Kopfkissen, die Hände auf den Knien, und er schaute. Bernd schaute einfach zu, wie seine Doris sich an mich heran machte. Ob die beiden sich abgesprochen hatten?

Gegenüber dem Bett war ein riesiger Spiegel an der Wand befestigt, der die für mich unwirkliche Situation wiedergab. Doris machte sich an meinem Höschen zu schaffen. Ihre Zurückhaltung war wie weggeblasen, und mit sibyllinischem Lächeln zog sie sich ihr hellblaues Nachthemd über den Kopf. Sie trug nichts drunter. Der Mond beschien ihre milchig weissen Brüste, ihren leicht gewölbten Bauch, das rötlich schimmernde Schamhaar. Dann versuchte sie mich zu küssen. “Komm jetzt”, beschwichtigte ich, “lass uns doch schlafen, ja?” Aber ganz ernst war mir nicht dabei. Ich mochte es, uns im Spiegel zuzuschauen, und ich mochte Doris´zarte, aber feste Hände. Ihren Wuschelkopf. Das rotblonde Haar, das sie so unwiderstehlich machte. Doris´pralle Brüste. Und, ja, ich liebte ihre Wespentaille. Ich streichelte ihre Hüften. “Na endlich”, kommentierte sie, und umschloss mit den Lippen meine linke Brustwarze. Ihr Zungenspiel war himmlisch, und ich betrachtete den Mond, der zur Hälfte von den Pappeln verdeckt war. Ich presste die Lippen zusammen, und dachte “verdammt”. Vielleicht sprach ich es auch aus, ich weiss nicht. Ich erinnere mich noch gut an Bernds belegte Stimme, der seine Frau aufforderte: “Mach mir das Kätzchen.” Das “Kätzchen” war die Vierfüsslerstellung – mit durchgedrücktem hohlem Kreuz. Doris streckte also ihrem Mann den nackten Hintern entgegen und wackelte mit den Hüften. “Tu es mir gleich, Elke”, flüsterte sie. Was war ich da im Begriff zu tun – splitternackt und in einem fremden Bett? Nach kurzem Zögern tat ich, wie geheissen und wusste im gleichen Moment, dass Bernds Machoseele jetzt Urständ feiern würde. Zwei runde Frauenhintern, zwei gut sichtbare Pfläumchen, zwei Wespentaillen. Zwei Wirbelsäulen. Zwei Hälse. Zwei Haarschöpfe. Auch ich begann ein wenig zu wackeln und bekam allmählich Spass an der Sache. Welche von uns zwei Wespen würde Bernd als Erste aufspiessen? Er verhielt sich salomonisch, befeuchtete den Mittelfinger jeder Hand mit Spucke und penetrierte vorsichtig unsere Polöcher. Ich hatte noch nie Analverkehr, und Doris, wie ich vermutete, auch nicht. Den Mittelfinger empfand ich aber als ganz angenehm und drückte mein Kreuz vollends durch, um noch mehr zu spüren. Bernd massierte lustvoll unsere Pfläumchen, und das Bild, das der Spiegel uns entgegenwarf, war unaussprechlich erotisch. Waren das tatsächlich wir? Doris bewegte ihren Unterleib elegant und gleichzeitig mit Leidenschaft und gab sich ganz ihrem Mann hin – ich tat es ihr gleich. Was ein Mann wohl empfindet, wenn er gleich vier Öffnungen vor sich hat? Das hintere Drittel meiner Schamlippen war nackt – ich zeigte dem Liebhaber somit alles, was man als Frau eben herzeigen kann. Doris war dicht bewaldet. Dieser Kontrast schien Bernd zu gefallen; er drang mit zwei, drei Fingern seiner Linken und seiner Rechten in uns und befummelte immer gieriger unsere Punzen. Erst dann tastete er sich zur Cliti vor und erregte uns synchron. Ich konnte mich kaum noch auf den Knien halten, so weich war ich jetzt.

Noch wenige Male zuckten wir zwei Wespen mit unseren Unterleibern. Dann kamen wir gleichzeitig, meine Zwillingsschwester Doris und ich, die Elke.

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