Sehen

Atropa

Madam Lasterhaft

Hinter der bemoosten, angerauten Natursteinfassade,
findet heute ein Ball statt mit Maskerade,
die kleinen Flammen flackern an den Dochten,
Lautenisten spielen ihre Ballade,
Wasser rinnt spärlich hinab die Kaskade,
Federn und Steinchen sind in Haare eingeflochten.

Ich öffne die Minaudière funkelnd und klein,
Heute soll die Tollkirsche meine Pupillen weiten,
Sodass sich manch einer lässt verleiten,
aber bitte nur die von mir Gemochten!
Mich zu einem stillen Örtchen zu begleiten.
Von allen begehrt möchte ich sein.
Süßes Gift breitet sich rasch aus,
ein Quäntchen zuviel, dann werde ich mit dem schwarzen Rappen in den Tod reiten.
Dann ist das Fest vorüber, es gibt einen Leichenschmaus.

Schon folgt mir ein Maskierter inkognito,
erfolgreich war das vermeintliche Lustwandeln,
von Haus aus neugierig bin ich sowieso.
Jetzt heißt es wachsam und offensiv handeln.
Die Kutschentür wird geöffnet, ein Leuchter leuchtet in mein Gesicht,
ich hebe die Maske bringe an die Augen das Licht.
Trete ein, werde liebkost, befühlt und feucht.
Schließlich gefesselt, trotz fehlender Anschnallpflicht.
Wie geil es ist, wenn man ungehalten Lust hinauskeucht.

Schunkelnd fährt das Gefährt mit klappernden Rädern.
Hinausgeworfen wurde ich, tauchte unfreiwillig ein in Moorbädern.
Hänge mit den Samtschuhen in der kalten braunen Grütze,
versuche zu entkommen, zu strampeln, als wenn es was nütze!
Sinke unwiderruflich gnadenlos tiefer und tiefer ein,
bin selbst schuld an meiner gottlosen Pein!

Ja, manchmal so tragisch ends.
Aufgesessen bin ich, dem Stenz.
Auf Nimmerwiedersehen sagt Madam Lasterhaft,
versinkt im Moor ganz langsam, hat nunmehr keine Abwehrkraft.
Was bleibt ist die feminine Maske mit der silbernen Feder,
und die Minaudière mit den glitzernden Steinchen und glattem Leder.

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