Sehen

Der Hexer

Jürgen Lill

Ein Hexer heißt es, ist der Mann,
der da am Pranger steht,
schmutzig, blutend, völlig nackt,
vom kalten Wind umweht.

Das Volk, es tobt, es schreit und lacht
und prügelt auf ihn ein.
Am Pranger nur hat es die Macht,
so grausam selbst zu sein.

Rote Striemen bedecken seinen Körper
von den Schultern bis zu den Füßen.
Dazwischen kniet ein junges Weib,
man glaubt, es lässt ihn büßen.

Einen Riemen aus Leder knotet sie ganz fest
um seine Hoden und sein Glied.
Das Glied, es wächst, steht auf, wird prall,
wie jeder staunend sieht.

Die Eichel glänzt im Fackelschein,
ist prall jetzt bis zum Bersten.
Das Weib reißt an dem Riemen an,
nimmt eine ihrer Kerzen,

tropft heißes Wachs jetzt auf die Eichel,
reißt wieder an dem Riemen,
bedeckt mit festen Gertenschlägen
das Glied mit roten Striemen.

Fasziniert, entzückt, mit offnen Mäulern,
gafft gebannt die gierige Meute
auf des Mannes pralles Glied
als eines Mädchens wehrlose Beute.

Jetzt beißt sie zu, ganz wild und fest,
lässt keine Gnade walten.
Der Mann, er bebt und zittert schon
und kann sich kaum noch halten.

Doch weiter beißt sie, schlägt, kratzt, reißt an,
genießt es, wie er leidet.
Da entlädt sich seine Mannespracht
Und sie lächelt, als sie scheidet.

Das Volk, gebannt, sah nur auf sie,
bemerkte nicht die zweite.
Mit einem Dietrich stand sie da,
an des Prangers Seite.

Jetzt plötzlich öffnet sie das Holz
und packt den Riemen am gefesselten Glied,
zieht den Mann daran mit sich fort,
in die Dunkelheit, wo sie niemand mehr sieht.

So entkam mit den jungen Frauen der Mann,
der hier am Pranger stand.
Und man erzählt sich heute, dass der Hexer
hier zwei Hexen fand.

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