Sehen
Devotion (Anbetung)
Und der Vorhang hob sich:
Leise weinend vor mich hin, schritt ich
Barfüßig auf Splittern aus Glas, blutend
Im eigenen Traum erwacht, auf sie zu
Sie, die nachtgestaltige Sphinx, für mich
War sie, stand sie, vor mir, wie nackt
Nur ein Libellenflügelkleid das keinen Reiz verbarg
Das sie trug, ohne Trug, mir zeigend, durchsichtig
Ihre milchvollen Brüste, wie ihren Körper in Ganzheit:
Dieses lüstern lockende kraftstrotzende erotische
Massiv schwellenden Fleisches in Vollendung!
Oh Epiphanie des Weiblichen, komm über mich!
Flehte ich, weinte ich, kniete ich mich vor sie hin
Und sie gab sich, mir – und hin, und eine neue Wirklichkeit
Und mir zu schmecken, den starken Duft des Honigs
Ihrer Weiblichkeit, bis wie in Agonie verfloß
Mein weißes Blut – in sie, mein Lustlabyrinth…
So zu sterben, so zu erwachen – ist Einssein
Im Zweisein!
Text: Freiherr Ferdinand von der Ferne