Sehen

Die Ehebrecherin

Gloria von Anturn und Schnackis

Ein Luder? Nein das war ich nicht!
Hab stets als gute Frau gegolten,
als aufrecht, tugendhaft und schlicht,
anständig, brav und unbescholten!
 
Ich liebt’ auch meinen Ehemann,
und wollte immer treu ihm sein.
Doch rief er nur noch selten an,
Ich fühlt’ mich einsam und allein.
 
Geschäftig blieb er fern von mir,
Ich lag im kalten Ehebett,
Und war er endlich doch mal hier,
Dann war er auch nicht wirklich nett.
 
Und dann kam dieser Traum von Mann,
Zuerst war’s nur ein kleiner Flirt,
Schaut mich aus dunklen Augen an,
Ich fühlte mich verwirrt-betört.
 
Er sprach und ich verstand kein Wort,
Sah seine aufgesprung’nen Lippen.
Da riss er mir die Schürze fort,
Es perlte Schweiß von meinen Rippen.
 
Und wie er mit den Nüstern schnaubt’,
Begann ich überall zu zittern,
Wie Beute, die an Schicksal glaubt,
ich konnt’ nur noch das Raubtier wittern.
 
Ich weiß, dass ihr das nicht kapiert,
Fern liegt es Eurem Horizont,
Bigotte Spießer, die borniert
Ihr Euch in Eurer Tugend sonnt!
 
Für Euch bin ich doch nur ein Weib,
Das könnt ihr munter peinigen!
So kommt doch, nehmt Euch meinen Leib,
Mein’n Stolz könnt ihr nicht steinigen!

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