Sehen

Du erreichst mich nicht

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Wenn deine Stimme an mein Ohr dringt
Und du vermeinst zu hören was ich dir sage
Bist du ganz Ohr – du glaubst, was du hören willst
Doch wirst du nicht vernehmen was laut ich dir sage:

Du erreichst mich nicht

Wenn deine Augen still auf mir ruhen
Und aus deinen trübe Rinnsale hervortreten
Weil nur Fragen in den meinen dir erkennbar bleiben
So siehst du nicht das, was fest wie ein Fels steht:

Du erreichst mich nicht

Wenn du dich heraubbeugst, weil mein Geruch dich betört
Und du einatmest, den Duft meiner nackten Haut
Wirst du mir fern sein, wie der kalte Mond
Ich hauche dann dir nichts als dieses entgegen:

Du erreichst mich nicht

Wenn deine Lippen auf die meinen treffen
Und meine Zunge dir spürbar vertraut erscheint
Wird mir das ein bitterer Geschmack
Nur dies allein wird haften bleiben:

Du erreichst mich nicht

Wenn wir uns in Vereinigung spüren
Und wir laut und heftig das extatische Ziel erreichen
Dann sind mir dennoch auch Lippen, auch deine Hände
Rein gar nichts mehr – was mich berührt:

Du erreichst mich nicht

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