Sehen

Ein unhörbarer Missklang voller Missgunst

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Nur die Posaune. Glänzendes goldfarbenes Metall.
Das Mädchen spielte sie. Wie wollig ihr Kleid sich ausnahm.
Wie hoch der Raum war. Bis zum Elysium – voller goldlockiger Engel.
Da war noch was. Doch vorher:
Der Klang des Instrumentes. Es schmerzte einigen im Ohr.
Und die Glätte der Haut des Mädchens. Und ihre Sommersprossen.
Der Priester lobte das. Für sich.
Die Jungs ließen kaum ein gutes Haar an ihr. Sie saßen nicht in den Bänken.
Vielmehr in einem geistigen Keller. Und nicht in einem Gotteshaus.
Der Chor aus Chorknaben klang zuckersüß dazwischen. Es glänzte hell.
Die Gläubigen dachten wenig an Gott. Sie waren zu sehr abgelenkt.
Das Mädchen blies wieder nach kurzer Pause. Alle sahen das mehr, als dass sie es hörten.
Wie sie dastand dabei. Das goldfarbene Metall der Posaune.
Die Töne sendeten Liebenswürdigkeiten. Die Gläubigen empfingen gemischte Gefühle.
Was aber war vorher? Ein unhörbarer Missklang voller Missgunst.

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