Sehen

Eine Nacht

Skorpion

Er wusste es,
vom ersten Augenblick an.
Mit ihr war es anders,
SIE war anders.

Dieses klare Lachen,
so entwaffnend,
aufrichtig und warm.
Ihre Augen waren umwerfend,
sie schienen zu leuchten,
sprühten diese unbändige Lebensfreude.

Sie würde nicht einfach nur
eine Eroberung sein,
eine weitere Trophäe.
Er wollte sie, oh ja – wie sehr!
Und sie?
Mit jeder Faser ihres Körpers –
ihre Signale waren unmissverständlich.

Wer eroberte hier wen?
Wer lockte, wer reizte?
Dieses Spiel beherrschten sie beide.
Oder beherrschte das Spiel sie?!

Ihre Anzüglichkeiten,
die Zweideutigkeit ihrer Worte,
das frivole Lächeln,
welches immer ihre Augen umspielte.
Es traf ihn ganz schnell und direkt,
mitten in seine Lenden.

Er wusste, dass er mit ihr Zärtlichkeiten
austauschen konnte –
aber auch gerade heraus würde sagen können,
dass er sie ficken will.
Und sie würde lachen, lachen mit diesem
tieferem, erotischen Timbre,
was sie noch begehrenswerter machte.

Sah man schon zu ihnen herüber?
Erahnte man, welch heißes Spiel sie spielten?
Ihre Augen.
Ihre Augen waren ein offenes Buch.
Ihr Mund.
So sinnlich, verräterisch zuckende
Mundwinkel.

Sie spielte mit ihm, mit sich,
mit ihrer Geilheit.
Er konnte es sehen.
Ihre Brustwarzen drückten sich
hart durch dünnen Stoff.
Nervös schlug sie abwechselnd
die Beine über,
um schließlich mit leicht
gespreizten Schenkeln auf dem Barhocker
sitzen zu bleiben.

Schummriges Licht,
weiße Hose.
Trug sie keinen Slip?
Optische Täuschung – oder...?
War das nicht ein ziemlich großer
feuchter Fleck,
den er erkennen konnte,
als sie sich lasziv streckte und
ihm ihr Becken entgegenkippte?

Ihre Zunge, so frech,
spielte mit einer Cocktailkirsche,
ehe sie zwischen ihren feuchten
Lippen verschwand.

Ihr Fuß auf seinem Stuhl.
Sie beugt sich
zu ihm herüber.
Atemberaubend ihr Dekolleté.
Eine kleine warme Hand
auf seinem Oberschenkel,
viel zu nah an seinem harten Schwanz.

Eine Nacht,
nicht mehr, sie wussten es.
Eine Nacht,
sie wollten es - so sehr.

Ihre Hand,
sie glitt immer höher,
näher an seinen prallen Phallus.
Bis ihre Fingerspitzen
ihn sanft berührten,
ihre Augen vor Lust sprühten.

Nimm mich,
ich will dich, heute Nacht!
Hier und jetzt,
lass’ es uns tun, treiben, ficken.
All’ das las er in ihren
Augen.

Schummriges Licht,
verrucht und geil,
nicht romantisch,
dieser Ort.

Lüstern, animalisch,
fielen sie übereinander her,
in dieser Nacht.
Weil sie es wussten.

Nur auf der Durchreise,
eine Bar im Flughafen,
Ziel unbekannt.

Soviel gewonnen
und doch alles verloren.
Mit ihr hätte es anders
sein können,
doch es gab nur diese eine
Nacht.

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