Sehen

Eins durch zwei sind beide nur halb so groß

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Grüße mich aus deinem Winkel
Ich vermag dein Licht nicht zu sehen – nicht mehr
Weiter Schlaf – so tief im Dunkel! Hast du mir zugehört
Damals, als wir erwachten und uns bloß ansahen
Nackt und warm, wie, als wären wir uns noch neu?
Ich seh den Weg nicht mehr - ich sprach uns klar
Doch dann waren es deine erwiderten Wendungen
Die uns teilten – in zwei Leben –
Für jeden eins!
Wie du mir jetzt, nach langer Zeit erscheinst – des Nachts
So oft – und mir redest, was nicht hätte dürfen
Da ist mir dann, weil ich erwache – immer dann
Als wäre es nochmal und nochmal, so –
Wie du es auch noch weißt, wie ich – so traurig:
Zwei Augen sehen in zwei Augen – und sehen nur Augen!
Innerliches Kopfschütteln noch, gerade noch
Die Gesamtheit unserer Gemeinsamkeit bleibt jedem
Nur fragen will ich mich: waren wir uns nicht für uns?
Geteilt, wie einen Regenwurm; beide Teile schlängeln sich
Durchs Leben, weiter, jeder für sich, halb so groß

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