Sehen

Für wen bloß?

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Er macht sich keinen Begriff
Augen sehen durch ihn vorbei
Ohne den Blick der durchläuft
An heißnassen Tränen entlang, schnell
Einem Fluß, der sich gräbt, tief ein
Genau wie ein Wiesel, das flink daherschießt
Und Aas fressende Münder noch sieht
Wie sie zähen Kadaver von Knochen reißen
Der warm noch, die Lippen benetzt mit Blut
Hier gibt er sich hin, da es nicht geht
Weiter, oder gar nicht mehr – er ist daheim
Niemand hört sein Wehgeschrei, das still
Sich verausgabt – er ist es nicht mehr der
Der gerade, kaum wenige Schläge
Seines rasenden Herzens noch vorher
Zu verbrennen schien – gelöscht
Scheint, und ist wohl auch sein Drang
Nach den süßen Brustknospen, die er
Hautnah und wohlriechend, gerade gewahrte
Ein Stoß in diesen fatalen Leib – ausgelöst
Durch reine Gedankenschwerkraft
Es ist Erlösung und Lösung zugleich
Die sich niedersenkenden Wolken
Verdecken das schon trübe Bewußtsein
Nicht mehr lange vibriert das Verlangen
Nach lichtsonnigem Erleben – es stirbt
Langsam, vor sich hin – undenkbar!
Eine Rose blüht dem, der gelebt hat
Doch für wen bloß – für wen bloß?

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