Sehen

Gefühl

André Pfoertner

Caelestische Nacht -
Die Sonnenscheibe ist gesunken,
Doch nicht verloschen ihre Gluten,
Die mich, der ich von Flammen liebestrunken,
Vom Monde reflektiert durchfluten.
Gar schamhaft lockt die Marmoraphrodite,
Die schmucken Glieder lumen-übergossen
Vom numen ihre Lider all durchflossen.
Der Mond steht voll-rund im Zenite
Im Garten der Begierde, wo Juwelen
Zwischen lockig Dufthaarsprossen.
Und es naht auf leisen Sohlen,
Wo auf unsichtbaren Kohlen
Tiefverborg'ne Feuer schwelen
Das Gefühl.
Misteln -
Und es kocht das Blut
Wie in Kupferkesseln
Der Druiden
Einst der Sud.
In den Adern - welch ein Sieden!
Und auf Erden hier hernieden
Fesselt nichts wie Amors Fesseln;
Nichts beglückt auch so entschieden.

Träume - und durch gotisch' Äste-Filigran
Mondbeschienen fliegt ein weißer Schwan.

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