Sehen

Gesang der Seelenlosen

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Sie haben es nie bestritten: wie gegenstandserfüllt sie sind
Tastend aus voller Leere vorzudringen um dorthin zu gelangen
Wo geboten wird das, was jeder bekommen kann, billig und bunt
Es kommt mir wie ein Laster vor, in diese Welt einzutreten
Mit dreckigen Schuhen, den Weg vorauseilend, nur schnell
Zu sehen, was noch zu kriegen ist - bestelle vor!
Drei schreiende Eulen am Wegesrand, ich nehm sie nicht wahr

Nur den Gesang der Seelenlosen

Immer wieder taste ich mich entlang an warme Häute
Die mir am Ende kalt und haarig vorkommen, ohne Feuchte
Ich blieb ungeküßt, traurigkeitslos sah sie mich an
Vom Leben wollt ich ihr reden - sie sagte nichts und ließ mich
In mir hatte es eingeschlagen - wieder - Lichterglanz im Auge
Wie Tränen die keine waren und doch herabfielen - schwer
Nicht der Traurigkeit halber nur - viel mehr noch - wegen dem

Gesang der Seelenlosen

Schreiende Wollust reibt sich stumpf am Nichtdürfen
Der Geigenhimmel zieht sich zu, wird schwarz und ich verliere
Gestern noch der König über die Herren meiner Sinne
Steh ich heute im Treibsand meiner gewollten Willenskraft
Dieses Zurückschrecken vorm Ungewissen ist es
Was mich nicht hinkommen läßt
Zu dem Ufer das mir so sonnig scheint - so hör ich nur

Den Gesang der Seelenlosen

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