Sehen

Homo Erectus 12

André Pfoertner

Enthemmt durch solche Pferdebacken-Pracht,
In denen sich die Flammen spiegeln,
Stößt Shiva nun mit aller Macht,
Um ihre Einheit zu besiegeln.

Genuss, Begattung unbeschwert –
Und wie der Hintern wird das Pferd
Symbol des Tempos: Trab, Galopp.
Und Shakti ruft …, ruft doch nicht »Stopp«,

Obwohl am Flaum schon Flämmchen lecken.
Ihr Eierstock beginnt zu rauchen,
So heftig reibt sie jetzt der Stecken.
Ein stetig glutverstärktes Fauchen.

Ihr Innerstes hat sich entzündet,
Weshalb sie zuckt, sich krampfend windet.
Und aus dem feurigen Geglomm
Zischt heilig auf die Silbe OM.

Der Buschbrand tost, beginnt sich auszubreiten
In ihres Körpers aufgeheizten Weiten.
Die Flammen schlagen aus der Ritze
Bis in die Fingerkuppenspitze,
Wo sie beim Nageln züngeln, diese Flammen,
Da biegen ihre Nägel sich vor Lust zusammen.

Dies nennt man deshalb »Feuers-Brunst«
Und solch ein Feuer zu entfachen, das ist Kunst.

Spastisch
Orgiastisch

Und geballt
Im Spalt,
Wie ist er eng:

Schaft-Kraft,
Die den Saft schafft –
Zentripetal vor dem Big Bang
Im schwarzen Loch, das Steifes absorbiert
Und zur Fontäne transformiert.

Wann?

Dann!

Und aus dem Stängel schäumt der weiße Saft des Soma.
Muskeln in Kontraktion, Herzrasen –
Erfüllt
»Ao!«
Brüllt
Shakti in Ekstasen
Und fällt dem Anschein nach ins Koma,

Der Kosmosleim, der Lebenskitt,
Pulsiert, klebt, lebt in ihrem Schritt.
Intromissiv,
Defini-tief.
Es kontrahiert ihr Muttermund inwärtig.
In Asche-Schweiß-Gemisch ist sie gebettet
Und fühlt sich nun fertilis – fertig.
Der Menschheit Zukunft ist gerettet.

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