Sehen

Homo Erectus 3

André Pfoertner

Versteckt im Busch schaun geile Augen unbemerkt nach ihr
Und mustern sie: Ihr Körper ist so leiblich.
Das dunkle Funkeln zeugt von Gier:
Ein Steinzeitkerl erlegt gern Wild, das zart ist und auch weiblich.
Im Sträucherdickicht mit Vergnügen
Hängt er an ihren wohlgestalten Zügen
Und vor Gelüst sucht er den Hals zu recken,
Will ihre Taille sehn: Hier schmälert sich ihr Rücken
Doch weiter unten weitet er sich zum Entzücken
Zu einem schönen, starken Becken.
Sind ihre strammen Schenkel erst gespreizt, tut er
Trotz seiner sehr beschränkten Phantasie sich nicht mehr schwer.
Was hat sie für ein Pracht-Gesäß!
So elegant,
So im-Po-sant.
Dies wäre seinem Urgeschmack gemäß.
Riskant pikant
Und fulminant,
Ganz einfach irgendwie markant.
Danach zu greifen juckt’s ihn in der Hand.
Und animiert ihn zur Begattung penetrant.
Ein naher Weißdorn duftet intensiv –
Gereizt empfindet er’s als provokant –
Es packt ihn die Erregung nackt und primitiv,
Und aggressiv, seeehr aggressiv:
Er wäre gerne dominant,
Will’s machen wie die ganz, ganz Großen.
Mit festem Griff, auch mit Gewalt will er sie packen
An ihren breiten Hüften und sie kräftig stoßen.
Da tritt er aufs Gezweig – sie hört es knacken.
Schreckt auf, die Nerven angespannt.
Da kommt er auch schon angerannt,
Mit steifem Glied und stieren Blicken,
Durchs hohe Gras. Die Halme knicken –
Soeben noch gelingt ihr eine Kehre.
Die Gierhand grapscht – sie greift ins Leere.
Und baden geht er in des Wortes wahrstem Sinn
Im See – sie rennt, die flinke Läuferin.
Nur 100 Meter sind es zur geschützten Höhle –
Der Umriss ihres Schlitzes hitzezittert –
Ein Wutschrei aus des Jägers Kehle.
Er rafft sich auf, folgt ihr verbittert.
Nah –
Näher –
Doch dann ist sie drinnen.

Er keucht, bremst ab, hält an und kommt zu Sinnen:
Als einzger Mann beherrscht der große Shiva Feuer:
Tabu ist dessen Höhle drum – und nicht geheuer.
So knurrt er nur und trollt sich fahl von hinnen.

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