Sehen
Homo Erectus 7
Shakti beginnt mit der Verführung
Durch Mimik, Gestik und verspielte Schau,
Durch Selbstdarstellung und -berührung.
(Drum heißt Sanskrit »Lalitā« ja auch Frau).
Ihr süßer Mund biegt sich zum Lächeln,
Die Augen funkeln lusterfüllt,
Als sagten sie: »Gleich wirst du hecheln.«
Sie dreht sich um – entschlossen wild –
Und wandelt sich zur prähistorisch stolzen Diva:
Im Kreis stolziert sie wippend jetzt vor Shiva.
Sie will mit ihrem kecken
Becken
Necken –
Und seinen Unterleib erwecken.
Ihr Hüftschwung – wiegend wie der Gang des Elefanten –
Ist weder langsam noch zu schnell,
Gibt ihren Schritten einen Hauch des Eleganten
Und wirkt bei Shiva hormonell.
Denn dieses Elefantenschwanken
Lässt nun in ihm Gedanken wanken.
Dies Heben, Senken, Senken, Heben –
Das ist Geschlechtlichkeit, ist Leben!
Dies Senken, Heben, Heben, Senken –
Wie kann ein Mann da klar noch denken?
Ein so betontes weiches Wippen …
Nein, dieses Elefantenschwanken …
Betört und lüstern leckt er sich die Lippen.
Wenn sie so wackelt mit dem blanken …
Das muss sein männliches Organ erreichen:
Linga – Symbol des Mannes, aufrecht-festes Zeichen.
Und Shakti sieht:
Das Untier zwischen seinen Lenden wird lebendig,
Erhebt sich äußerst unanständig.
Es zieht
Sie an. In ihrem Schritt vervielfacht sich der Druck.
Drum bleibt sie stehen, kreist die Hüften, tanzt »duk-duk«.
Instinktiv
Lasziv.
Synkopisch zuckt die Taille bei den Nieren –
Drastisch
Elastisch,
Hochgradig gymnastisch –
Und Shivas Augen gieren –
Verdeckt, verhüllt,
Verhüllt, verdeckt
Ihr Hintern von den wallend langen Haaren.
Welch eine Breite
Der Kehrseite!
Das heiße Blut durchflutet seine Kapillaren.
Sein Phallus hebt sich ruckend – ein gereizter Krieger,
Der erst sich wieder hinlegt als erklärter Sieger.