Sehen

Homo Erectus 8

André Pfoertner

Prähistorisch
Provokatorisch
Will sie, den Oberkörper vorgebeugt
(Ein Argument, das Männer meistens überzeugt),
Ihn wie den Alpha ihrer Horde locken.
Sie lässt sich animalisch nieder auf den Boden.

Stoßweise geht sein Atem, er beginnt zu stocken.
Geschwollen samenprall die Hoden,
Als er sie sieht mit ihrem kn-ākarsha-n,
Ist er erregt wie jeder Mann,
Im Blickfeld diesen Pferdehintern und die Sohlen:
So eine Einladung ist unverhohlen.
Wie feist
Und dreist,
Ziemlich frivol –
Zeigt Shiva sie ihr Herz-Symbol.
Ein solcher Podex ist nicht »ohne«,
Ist steinzeitlich eine Ikone.
Und die Betrachtung dieses gati
Weckt die Erinnerung an seine Satī.
Die Leere in der Mitte seiner Welt
Wird aufgefüllt von Neuem mit Substanz;
Das ist ein Fleisch, das seinem Unterleib gefällt.
Und dann noch zwischen Shaktis Schenkeln die Vakanz!

In ihrer Po-sition, – die ist ganz schön
Obszön –,
Hört Shakti leise sein Gestöhn.
Sie fühlt im Mittelteil besagtermaßen die Vakanz
Und denkt mit Ungeduld: »Wie lange kann’s
Denn eigentlich noch dauern; wann besteigt er endlich
meine Kruppe?
Viel schneller geht das bei den Männern meiner Gruppe«.
Sie presst den Oberkörper auf die Erde,
Dass ja ihr Po gesehen werde.
Erschöpft sind damit die Gebärden bei den Tieren,
Die leben exklusiv auf allen vieren.
Nicht so jedoch bei Hominiden:
Denen sind Hände ja beschieden.
Was kann die Frau nicht alles tun mit solchen gut
justierten Dingern!
Deshalb fängt Shakti an, sich feinmotorisch zu befinge

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