Sehen

Homo Erectus 9

André Pfoertner

Sein Atem pfeift und Shiva merkt:
Die Hitze scheint massiv verstärkt.
Kaum mehr gelingt es ihm, sich zu bezähmen:
Ist sie die Mutter aller Animierer?
(Und aller Bäuchlings-Masturbierer
Sowie Klitoris-Fingerspieler?)
Stechapfelrausch und Hanfrauchschemen –,
Ein Blick aufs wohlgeformte Hinterteil:
Unmīla! –
So bot sich seine Mutter schon dem Vater feil
Sogar der Oma half zur Zeugung
Vor seinem Opa die Verbeugung.
Und immer wieder wird so inkarniert;
Zum Ausgang kehrt des Mannes Glied zurück;
Dies scheint ihm vorbestimmt als sein Geschick.
Was ist der Grund nur, dass sich Shiva ziert?
Sein Karma schwankt: Er ist nicht immer Yogi,
Stattdessen dann und wann ein Bhogi.
Die Lebenssäfte spürt er in den Adern,
Ein permanenter Ruf drängt seinen Leib.
Was soll er mit dem Schicksal hadern?
Ist er denn nicht geschaffen für die Paarung mit dem Weib?

Devot hat Shakti ihren Körper dargeboten,
Und mittlerweile auch gefunden ihren Knoten.
Empfindlich, dieser kleine Wulst,
Den bei Berührung Lust durchpulst.

Tauperlen sammeln sich schon zwischen ihren Beinen,
Wo sich die dicken Falten lippenweich vereinen,
Benetzen ihrer Höhle Wände
Und sickern durch das Spaltge-lende.
Das Feuchtgebiet ist jetzt bereit für jenen Einen.
Wo ist nur rajas – jene Kraft, die seine Trägheit überwindet?
Von Wagemut und ruhelosen Leidenschaften kündet?
Ein Blick nur noch auf ihre Hand, die schwarze Wolle;
Selbst er verliert doch einmal die Kontrolle.

Es eskaliert, die Hitze steigt,
Wie auch das Grillenzirpen zeigt.
Heuschrecken vor der Höhle kopuliern im Gras
Auch Pavianen machen feiste Hintern Spaß.
Nicht nur das Rauschen von kristallnen Fluten
Vernimmt man. Von den Liebesgluten
Rauscht auch die Brunst der Rinder auf –
Der Rehbock jagt sein Reh im Kreis;
Auch Wölfe, Füchse, Hunde werden heiß;
Die Stuten rossen und die Ziegen bocken drauf,

Der Zeitpunkt wird paläolithisch
Kritisch.

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