Sehen

Ich seh sie immer wieder daherkommen

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Wie einen weiten Gedanken heranholen, zu sehen
Ein Glück herauszufordern das viel zu klein ist
So dazustehen, bereit herauszugeben, was nicht herausgeht
Eine Wüste im Kopf, ein Wasserloch vor Augen, die Zunge klebt
Überspring deinen Schatten und du erreichst - Eines und mehr!
Doch wer hat ihn gesehen, den, der gestern noch so groß war
Zu sagen, er sei der, der viel, so viel zu geben hätte
Von dem was in ihm wär, was jeder sehnt, nicht jeder hat -
Lieben wollte er, lieben nur, nur bleibt er stehen und sieht
Dem nach, woran sein Auge hing, dem Gang, der ging
Von Weiterem her, so auf ihn zu: ein Blick und das war es
Das wars für ihn, denn an ihm vorbei ging es weiter, so kalt
So daß er, nachschauen konnte nur, wie festgewachsen, starr!
Verblühter schöner Blitzgedanke wie Schnee im Sommer
Alltagsmut ist kein Alltagsmut, ist gar kein Mut, ist Wille nur
Der nicht will, was das Herz ihm sagt, weil er nicht kann!
Warum nur, hört er nicht auf die Stimme die zudringlich ruft:
Lauf, halte an, sprich, von dir, von Schwere in deinem Herzen, nur zu!
Triviale Tragödie, von der du jedesmal den Ausgang vorher kennst
So wie der Hall verklingt, von schönem Gesang am Abgrund
Kleine Grüße dem, der steht und weiter steht, sinnend und hört
Auf die Unruhe, die heraufkommt und dessen Beute er wird
Zerrissenheit, die letzte Energie die er verspürt, hier und jetzt
Bis er dann - und dann gehts wieder - aufschaut und sich sieht
Sich selber, wie durch ein Teleskop, so klein, aber noch da
So geht er hin, den Weg entlang, auf dem er war, schon so lang
Und immer wieder wird er bleiben, stehen, auf diesem Weg
Der so wie er ist, immer war, immer bleibt und sehen, ganz genau
Wie sie wieder daherkommt, sie, oder eine andere
Und er wird wieder stehen, sein Schatten im Auge
Nicht wagend zu springen - und er wird nur sehen, wie sonst
Wie an ihm vorübergeht, das Stückchen Schicksal, wie frech
Und wunderschön, mit Stolz und leichtem Schritt, wie das nur!
Da bleibt ihm nur, sich zu sagen: wie lange eigentlich noch?

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