Sehen
Ikonoklastische Frage
Unsere noch feuchte Welt ist bedroht.
Von einer Frage, die niemals zwischen,
sondern über den Liebenden schwebt,
wie ein Damoklesschwert. Die Damoklesfrage.
Sie bedeutet das Ende, drängt uns an den Rand,
die zentrifugale Frage, zu Eckenstehern entmachtete Schöpfer,
Schulterblickend zu versteinernden Monumenten,
denen sie ihren Sinn vom Gesicht riss wie Goldstaub.
Für sie ist es immer zu früh, wir müssen sie aufschieben,
aufhalten, auf den St. Nimmerleinstag vertagen.
Adam schreckte vor ihr zurück, wie oft wohl,
bevor sie plötzlich aufschlug nicht weit vom Stamm,
die kastrierende, die ikonoklastische Frage.
Noch triefend von Farbe bestaunen sie, betrogene Betrachter,
den Rahmen, aus dem sie gerade fielen.
Heerscharen ausgespiener Gespenster richten schwankend den Blick auf
und gaffen stumm auf ganze Galerien gigantischer Gemälde
in deren Mitten noch die Strudel des Sündenfalls kreisen.
Sie saugt Universen zu Bücherregalen.
Zu oft wird sie gestellt, die Entstellende.
Schnell ist sie, wir müssen sie abhängen.
Gib mir Deine von Sorgen gefalteten Hände, ich kenne ein paar Verstecke,
wo wir ihre Ankunft ruhig und unbeschwert erwarten können.
Vergiss sie einfach, und ich werde sie, die Unsterbliche, für Dich erschießen.