Sehen

Jedem seine Zeit

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Der Engel aus Stein schaut vom Sockel herab
Konserviert seine Zeit auf dem grünen Hof
der Frieden soll –, einfrieden, umfrieden
und zu-frieden –; zuviel Frieden?

Den ruhenden Seelen keine Zeit mehr
Maschinenunrast in den hämmernden
Herzen der noch Fleischlichen
Nicht sehenden Auges ihre unsteten Blicke

Wo doch die alten Denkmäler gemahnen:
„Haltet inne, gedenkt, öffnet Euch & Eure Herzen!“
Jedem seine Zeit –
niemand kennt die seine

Da waren so hohe Ämter & Würden
Wichtige Großartigkeiten wie Kleinigkeiten
Da war so viel Tragisches, Dramatisches
und viel Belangloses; zu viele eintönige Tage

So viel Leid & Schmerz, unsagbar –
und Einsamkeiten, ungezählte
Es liegen tief & vergessen Geschichten
von Liebe & Haß – Was spricht uns aus all dem?

Die Ewigkeitsruh spricht still ihr Gebet
Vergangene Vergänglichkeit kehrt wieder!
Bleibt bei uns, steht uns bei – wir gedenken Eurer
Aus Glauben, aus Liebe, aus Hoffnung – und aus Angst

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