Sehen

Kein Loblied auf eine Männerherzenmörderin

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Ich warne euch! Hütet euch! Vor Ihr, die
euch so schöntut und es nur hin und wieder ist, wenn Sie euch anlächelt und dabei anhebt
Ihr Vögelstimmchen, das euch so süßlich zwitschert, von schönen Aussichten.

Die alles von euch nimmt, selbst das was euch noch nicht gehört – Sie nimmt.

Und die nichts anderes zu geben hat als Ihren nunmehr mittelalten klassischen Frauenleib –
so kunstvoll eingehüllt, daß er lüsterne Phantasien schürt –, insbesondere wenn er
auf hochhackigen Schuhen sich euch darbietet –; es macht dann „klack-klack“ –
übers Ohr – bis runter in die Lendengegend.

Doch habt acht: Sie gibt so leicht noch längst nicht her – diesen, ihren Leib
geschweige Sich, euch, hin.

Seid nicht so töricht, euch einzubilden Sie käme euch entgegen – und gäbe euch… – Oh nein!
Sie schenkt euch nichts! Selbst wenn Sie schon in euren Armen liegt. Ihr vermeintliches
Herschenken ist für Sie nur ein Pfänderspiel bei dem Sie betrügt. Unbemerkt.

Drum wendet euch besser ab, bevor Sie euch ihre Mittelklassebrüste darreicht, die ebenso
euer Verlangen wecken, wie es die prächtigsten, prallsten und jugendlichsten täten –; denn
es reicht die Darreichung allein –, bei Ihr.

Flieht Sie! Soweit es euch möglich scheint! Und seid gewiß, daß Sie
ein Blendwerk für Männerherzen ist –; fatal für diejenigen, die aufrichtig sind und Herz
erwarten. Doch gerade diese sind Ihr eine willkommene Fast-Food-Männermahlzeit. Sie
verschlingt bei lebendigem Leibe. Zum Sterben schön, ein solcher Anblick.

Ihr solltet wirklich gefaßt sein! Ihre anmaßende Weiblichkeit zeigt euch stets Ihre
herausfordernde Macht. Ihr seid jederzeit der Willkür einer Kränkung ausgeliefert.
Vornehmlich körperlich starke Männer kommen für Sie in Frage, mit ausgeprägten
männlichen Attributen – Muskeln, Potenzstärke. Der Rest wird verlacht – insgeheim.
Doch selbst dieser Rest wird Ihren Fallstricken nicht entgehen – wenn Sie es so will –
wenn es Ihr so einfällt, gefällt.

Warnung vor Ihrem bläsernen Mund, der doch nur ein Rachen ist, der einnimmt und schlingt,
auch wenn er sich süß verzieht für euch, zu einem Schmollmund einer Kindfrau – und der
ebenso daherredet.

Vorsicht! Dieses Spiel beherrscht Sie in Vollendung: Die Suggestion in euch freizusetzen,
Ihr Körper und Ihr Herz wäre eine reich gedeckte Tafel, extra und exklusiv für euch
hergerichtet, allzeitbereit. Ihr bräuchtet euch nur zu bedienen – alles stehe zu eurer
Verfügung – alles – wie viel, wie oft, und wie auch immer.

Doch wehe euch, wenn ihre Falle zuschnappt! Wenn Sie Ihre Krakenarme um euch
geschlungen hält, wenn ihr durchbohrt seid – euer Körper, euer Herz –, von Ihren
Wollustpfeilen! Nur weil Sie immer wieder aufheult in der Ödnis Ihres lieblosen Lebens.
Nach Liebe schreiend, ohne Liebe geben zu können. Sie tut nichts für euch, weil Sie nichts
für euch tun kann. Sie gibt euch nichts, weil Sie nichts zu geben hat!

Schreckt also zurück, vor Ihrem Schoß –, da er sich allzuleicht vor euch auftut – er wird
euch doch nur hineinziehen, und hinunter – in das 1000jährige Reich eurer Versklavung!
Unwiederbringlich, irreversibel!

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