Sehen

Mein, sei Dein Fleisch!

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Laß mir Dein Fleisch
Überlaß mir Dein Fleisch
Laß es mir – ganz! Bist ja sonst
Nicht so zimperlich, bist ja sonst
Die wahre Geberin & Herschenkerin
Laß es mich gebrauchen, ich brauch es
Ja das! Gerade das! Laß es mich nehmen
Und ich nimm es!
Laß es mir, damit ich es an mich reißen kann
Es aufreißen!
Ja, laß es mir, ich reiß es auf!
Sei bitte so verludert Dich ganz mir wegzuwerfen
Damit ich sezier Dein Fleisch, es stülpe
Mehr & mehr, von innen nach außen, mit meinen
Begierigen, verhärteten Fleischgliedmaßen
(Mit oder ohne Knochen drin)
Laß mich sehen was rot wird
Laß mich sehen tief hinein, ins Schwarze –
Die fruchtbare Furche, die besät werden will
Die furchtbar fließen läßt zuweilen, Blutrotes
So wie das enge tiefe dunkle Loch, das manchmal strenge
Riecht, und doch so süß mich lockt
So wie Deines Mündchens Lippen –
Lieblich anzuschauen – denen nicht selten
Doch Liederliches entfährt!
Laß sie mir! Laß mich schändlich
Hineinbohren, tief – ja, womit wohl?
Bis herausquillt – weil´s zuviel war davon –
Vom verderbten zähen Fluß!
Oh Grau des Himmels! Verkommen will ich
Von Mal zu Mal – und graben in diese Kuhlen
Ekstatisch, rhythmisch – bis Deine, bis meine
Augen sich verdrehen, nach oben & nach hinten
Martern will ich die Scheu, die Scham & alle
Ziererei, drauflospeitschen bis rot es fließt
Das Blut daraus!
Laß alles zu! Was weh tut schrei heraus!
Und was sonst noch raus muß, muß raus –
Drück es, preß es, oder laß laufen
Mein ist Dein Fleisch!

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