Sehen

Melancholie

Jane

Wir hatten uns das Hirn herausgevögeltin jener Nacht
im Nebel
der dicht über die Felder waberte.
Es war so dunkel
nicht die Hand vor den Augen sah man.
Aber da war Deine Haut
Dein Atem
das Keuchen
die Wärme
die uns in diesem
eisigkalten, undurchsichtigen
Dunstschwaden umfing.

Der Winter kam in jener Nacht
und legte sich bleiern über das Land
und in unsere Knochen.
Als ob die Menschen das geahnt hätten!
Überall brannten die Flammen loh
die Fenster sah man erleuchtet
und nicht ein Flecken
an dem nicht das letzte verzweifelte Aufbäumen
des warmen Herbstfeuers
ausgelöscht wurde.

Du warst so schön unter mir
die weiche Haut im trüben Gras.
Nichts weiter erkannten wir
wußten nur
was wir hatten
und daß der Frost uns soeben besiegte.
Wie dem Drachen entwich Deiner Brust der heiße Atem in die Kälte.

Ich habe Dich zurückgelassen auf jenem Feld
das am nächsten Morgen
im Glitzern von Abermillionen von Eiskristallen
die klamme Zeit begrüßte.
Welch Hohn auf unser Leid!

Ein Sommer nur
einer
war uns gegeben
Es war der Schönste.
Wir wuchsen über uns hinaus
über unser Leben
über Bekanntes
über Sinne und Seele.
Wie Hinabstürzende an einem Ast
klammerten wir uns aneinander
wurden eins.
Wurden wir.

Im Winter zeigt sich die Vergänglichkeit.
Es stirbt der Halm, es stirbt der Wurm.
Der Mensch ist nur ein kläglicher Wurm, der sich am Halme der Leidenschaft festhält.
Du bist ersetzbar, ich bin es auch.
Allein der Wille trennt uns
vom Hohn der Einsamkeit.

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