Sehen

Mysterium Griechenlands- Zweiter erotischer Traum

André Pfoertner

Dumpf in einer Tropfsteinhöhle,
Tief im Schoß der Mutter Erde,
Steigt der Rauch von Äther-Öle.
Und mit eindrucksvoll' Gebärde
Weisen kleine Aphroditen
Wege zu den heilgen Mythen.
Durch Stalagmitengänge
Und Stalaktiten-Gehänge
Dringen geisterhaft Gesänge -
Ich gelang in ihre Fänge:
"Göttin der Vollkommenheit,
Nimm mir die Benommenheit."
Seh' ich hinter einem Zacken
Plötzlich einen nackten Nacken -
Und es kreisen Nebelschwaden
Schemenhaft um meine Waden;
Kniehoch steigt schon gelber Rauch.
Seh' ich plötzlich auch den Bauch.
Steht sie in bizarrem Splitter
Nackt im unterird'schen Flitter
Und ihr roter Mund formt Worte.
"Wer bist Du, Schöne? Und warum..."
Ruf ich aus, doch das war dumm.
Denn schon bin ich fort von diesem Orte.
Verflucht sei jeder Ungestüm und alles Hetzen.
Denn woran soll ich mich ergetzen jetzen?
Vergebens war die Traumes-Reise
Zurück bleibt nur die Klageweise.
Laut hör ich klagen nun die Laren.
Denn wer sie war, werd' ich nun nicht erfahren.

Zugriffe gesamt: 7860