Sehen

Narzissenzeitalter

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Mit beiden Knien am Wasserrand
Stehend, vornübergebeugt nach unten
Sehend: den in sich selbst verliebten
Keine Sonnenwärme spürend - nur sich
Das bin ich, der keine Gräser riecht
Und keinen anderen sieht

Wer zog in mir den Vorhang zu?
Wer gab mir den Spiegel in die Hand?
Wer zerbrach ihn nicht?

Ich stell ein Licht auf und sehe:
Dunkelheit, mit Menschen wie ich
Lächeln noch, jeder für sich - immerzu!
Im Regen sind wir alle grau, nur:
Zum Jahrmarkt gehen und sich zeigen
Bis der Mond aufgeht und Neider platzen

Wer wartete darauf?
Wer gab uns den Schlüssel der nicht passte?
Wer war noch so schön es uns gleichzutun?

In vollem Lauf - doch wie gesagt...
Der Mond war hier und ging erst spät
Zu sehen außer uns, etwas -
Was hieße das? Nichts von belang wohl...
Nur höchstens, daß sich dein Sohn schon übt
In Eitelkeit!

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