Sehen

Scham, die Scham!

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Vier Augen und zwei Gesichter
Augen die sie niederschlägt
Als falle ein Tuch übers Tablett
Das Kleid, so rot, dreht sie sich um
Wie langsam zieht sich das Geräusch hin:
Reißverschluß, bis hinunter zur Pofalte
Wie die maskulinen Hände sie berühren
Ruhen, rechts und links auf ihren Schultern
Den Kleiderstoff heruntergleiten lassen
Entlang den vollen, warmen Armen
Zu Füßen liegt das rote Kleid
Und nichts als dieses Kleid bedeckte sie
Ihren hellen, üppigen Körper
So heiß, so durchblutet
Das Gesicht das sich ihrem Nacken nähert
Berührt ihn beinahe nur – riecht
Und nimmt auf, den feuchten Geruch
Eine Zeit schleicht und tastet heran
Hält inne, noch wie sie sich umkehrt
Gesenkten Hauptes, ein Arm vor den Busen
Eine Hand vor ihre Scham
Scham, die Scham – das ist –
Bis ins Mark!

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