Sehen

Suchend

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Aufwachend in einer weiten, öden Landschaft
Wie aus tiefem, langem Schlaf mich umsehend:
Nichts als flache, braune Erde, weiter Horizont
Blauer Himmel, keine Wolke, warme Luft
In weiter Ferne nur ein einzelner Baum, sonst nichts –
Einen großen, weiten Schatten schlagend, der Baum
Sehend einen jungen Menschen, der gebückt
Nach vorn herunter, wie suchend nach etwas –
Mich nähernd ihm und ansprechend, was er denn täte –
Nach Eindrücken suchend, seine Antwort –
Ihn fest ansehend und mir selbst sagend:
Nackte Augen fressen dich, du stehst und wendest nicht ab
Deine eigenen, verschämt, halb zusammengekniffen –
Vorüber eilen gekünstelte Mimiken ohne festes Ziel –
Halt dich fest, es sind Stufen da, steig auf, du sprichst zu dir!
Zum immer und immer wieder leben bin ich hier –
Nicht stehenbleiben und warten und zusehen, wie groß
Meine Erwartungen sich ausbreiten, sich mir zeigen
Und mich weiter lüstern machen, nach dem
Was mir so unerreichbar dünkt –
Wie aus dem Nichts Spiegelbilder sprechen mir
Von dem was ich schon weiß –
Ist das, was ich dem anderen sage, laut
Er sieht mich an
Und dann erst, näher hinsehend, als hätt ichs gewollt
Feststellend, daß es jemand ist, so weiblich wie schön –
Der Zauber geht mir nah, der ausgeht, von ihr –
Sich abwendend von mir, um weiterzusuchen
Nach Eindrücken –
Fassend dann, ihre Hand, um ihr zu deuten
Daß ich gewillt bin, von ganzem Herzen, ihr zu helfen
Gehen wir dann den langen Weg gemeinsam
Da sie mir gewährt, das, was ich gewünscht –
Es greift der Vogel Sprache auf, der fliegt, über uns
Eine Sprache, die niemand kennt; und doch singt er uns
Von Liedern die wir nicht verstehen, nur hören –
So gehen wir hin, in die Landschaft, weiter –
Ankommen ist nicht das Ziel, nur suchen, weiter suchen –
Vielleicht bis zum Aufwachen, oder noch weiter –
Wir achten weiter auf die Bereitschaft unserer Qual zu wählen
Und halten fest uns, von Eindruck zu Eindruck

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