Sehen

unaushaltbar

Ferdinand Freiherr von der Ferne

sie wissen nicht woher es kommt
greifen ins leere und schauen um sich
beängstigt, atem schöpfend, doch leise
sie fühlen sich beobachtet, nur deshalb
wegen dem geräusch, das ihr ohr
immer, und immer wieder vernimmt
tastend arbeiten sie, sich vor
einen weg entlang, der sich bietet
da kein anderer ist – im dunkel
die sehnsucht nach vergangenem
die eine krankheit ist – hat sie
hierher gebracht, bis sie dicht
ganz dicht davor sind – und stehen
weil kein gehen mehr geht
atem, das einzig hörbare, nicht laut
doch in hektischem rhythmus
läßt sie für kurz einhalten
und ihn anhalten, den atem
viel zu nah, viel zu nah stehen sie
sie wissen es nur noch nicht
nicht sichtbar, nicht hörbar – ist es
weshalb nur, sind sie so weit vorgedrungen?
kein zurück, es ist zu spät dazu
spüren sie bereits eine hand auf sich?
nur nicht sich umwenden – sie sehen
doch nichts – es ist wie sie noch niemals
geträumt haben – denn es ist viel größer
leise, ganz leise kommt es jetzt
von den füßen herauf, langsam
mit schaudernder vehemenz
immer näher herauf, bis zur brust
sie stehen noch immer – und wollen
hören nur, denken nicht, sehen nichts
aufmerksamkeit auf etwas das kommt
es ist da, sie wissen nichts
was bleibt und ist, ist die angst
diese unbeschreibliche, unaushaltbare
angst vor dem unbekannten

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